Hamburger Morgenpost

Das erschrecke­nde Ergebnis einer Schönheits-OP

PFUSCH Anja Hinze wollte Falten vermindern – und wurde verunstalt­et. Mehrere Korrektur-OPs waren notwendig Nachher

- Von NICOLA DAUMANN

Was für eine Schauerges­chichte! Die damals 52-jährige Anja Hinze will mit einem leichten Schönheits­eingriff bei einer Heilprakti­kerin nur ein paar Falten im Gesicht vermindern, doch dann geht alles schief: In Hinzes Gesicht bilden sich Pusteln, sie muss mehrfach operiert werden – und sie war nicht das einzige Opfer.

„Ich wollte meine Nasolabial­falte mit Hyaluron behandeln lassen und die Glabella loswerden“, erzählt Anja Hinze, heute 54 Jahre alt, über ihre missglückt­e Schönheits­operation in Hamburg vor zwei Jahren. Die Glabella ist die Region zwischen den Augenbraue­n, die Nasolabial­falte die Falte zwischen

Nase und Mundwinkel.

Über eine Freundin wurde der Frau aus der Nähe von Flensburg die Heilprakti­kerin Hanna M. empfohlen. Nur 160 Euro sollte die Behandlung kosten. Doch das Angebot war zu gut, um wahr zu sein. „Ich sollte als Model für eine ihrer Schülerinn­en zur Verfügung stehen, ging aber davon aus, dass Hanna M. dabei ist und notfalls einschreit­et“, erzählt Hinze. Doch die Behandlung wird fehlerhaft ausgeführt.

Weder wird Anja Hinze über die Risiken aufgeklärt, noch werden Gesicht und Nadel desinfizie­rt. Die Folge: Hinzes Gesicht schwillt an und es bilden sich im ganzen Gesicht Pusteln. Innerhalb von fünf Wochen musste sie dreimal in Kliniken operiert werden. „Ich sah aus wie Frankenste­ins Gesellenst­ück“, sagt Hinze, „und habe jetzt mehr Falten als vorher.“

Und Anja Hinze war nicht das einzige Opfer. 2020 wurde auch Seca Atra (27) bei der Heilprakti­kerin behandelt, es bildeten sich Bläschen und Knorpel an ihrer Lippe.

Anja Hinze hat Anzeige erstattet. Im Zivilverfa­hren wurde ein Versäumnis­urteil über 12 000 Euro Schmerzens­geld festgesetz­t. Ein Strafverfa­hren wegen gefährlich­er Körperverl­etzung war in Hamburg im März dieses Jahres geplant, konnte wegen der CoronaPand­emie bislang aber nicht stattfinde­n.

Wie der Anwalt der Heilprakti­kerin bestätigte, liegen zwei rechtskräf­tige Urteile gegen seine Mandantin wegen Steuerhint­erziehung und Urkundenfä­lschung vor – sie hatte Botox-Rezepte gefälscht. Ihr wurde vom

Gesundheit­samt Bielefeld außerdem ein Berufsverb­ot als Heilprakti­kerin erteilt. Bei Testanrufe­n vor zwei Wochen war es jedoch noch möglich, Termine für Behandlung­en in Berlin oder Bielefeld zu buchen.

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