Viel Solidarität für gefeuerte Pflegerin
Klinikkonzern soll Kündigung zurücknehmen
Der Streit in der Asklepios Klinik St. Georg geht weiter: Der Klinikkonzern will einer Pflegerin kündigen, nachdem sie öffentlich dramatische Zustände auf den Intensivstationen des Krankenhauses geschildert hatte. Nun stellen sich das „Hamburger Bündnis für mehr Personal im Krankenhaus“und die Hamburger Linksfraktion hinter die Pflegerin – und fordern den Senat auf, sich einzuschalten.
Zu wenig Personal, teilweise keine menschenwürdige Sterbebegleitung und zusätzliche Belastungen der Pflegekräfte durch Reinigungsaufgaben: Es sind dramatische Zustände, die Pflegerin
Romana Knezevic aus der Asklepios Klinik St. Georg im NDR beschrieben hatte. Asklepios widerspricht der Darstellung und will Knezevic mit der Begründung, dass sie wissentlich Falschinformationen verbreitet habe, kündigen.
Doch Knezevic ist nicht die Einzige, die von angespannten Situationen in Hamburger Kliniken spricht: Mehrere Beschäftigte der Asklepios Klinik St. Georg stellten sich kurz darauf im NDR hinter ihre Kollegin, und auch zuvor hatten Pfleger bei einer Pressekonferenz der Hamburger Krankenhausbewegung von der sich zuspitzenden Lage berichtet. Die Bewegung fordert Asklepios auf, den Antrag auf Kündigung zurückzuziehen.
Das „Bündnis für mehr Personal in Krankenhaus“ist über das Vorgehen empört: „Es gibt überhaupt keinen Grund, weshalb Pflegekräfte die Situation auf ihren Stationen anders darstellen sollten, als es Frau Knezevic getan hat. Solche und ähnliche Situationen sind bekanntermaßen bundesweit zu finden“, so die Krankenpflegerin Constanze Weichert vom Bündnis. „Kritik
Wenn jemand von Überlastung berichtet, sollten Führungskräfte das auch ernst nehmen.
Kai-Uwe Helmers, Arzt
mundtot machen zu wollen, kennt man sonst nur von autoritären Regimen. Unglaublich, was da gerade passiert – und das zu einem Zeitpunkt, wo alle Menschen auf die Krankenhäuser schauen und hinter den Pflegekräften stehen sollten.“
Auch Arzt Kai-Uwe Helmers vom „Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte“, Regionalgruppe Hamburg, kann das Verhalten von Asklepios nicht nachvollziehen. „Wenn jemand von Überlastung berichtet, sollten Führungskräfte das ernst nehmen und versuchen, etwas daran zu ändern – und nicht mit Kündigung drohen“, sagt er zur MOPO.
Die Hamburger Krankenhausbewegung, das Hamburger Bündnis für mehr Personal im Krankenhaus und auch Deniz Celik, gesundheitspolitischer Sprecher der Hamburger Linksfraktion, fordern den Hamburger Senat auf, der Kündigung entgegenzuwirken. Die Stadt hält als Mitgesellschafter 25,1 Prozent des Klinikkonzerns. „Der Senat hat eine mächtige Stimme. Er sollte politisch Verantwortung für die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung übernehmen und auch auf die Krankenhausverwaltung einwirken“, so Helmers zur MOPO. „Dieses empörende Vorgehen zeigt wieder einmal, dass die Privatisierung unserer Krankenhäuser ein schwerer Fehler war“, so Celik. „Von den Beschäftigten an den Kliniken kommt ein Hilferuf – der Senat muss den endlich hören und dafür sorgen, dass sich die Versorgung der Covid-Patient:innen verbessert.“