Hamburger Morgenpost

„Es wird härter“

Regierungs-Chefs beschließe­n: In Hotspots kein Ausgang über 15-Kilometer-Radius hinaus +++ Kitas und Schulen weiter eingeschrä­nkt +++ Private Treffen nur noch mit einer Person aus einem anderen Haushalt +++ Was das für Hamburg bedeutet:

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BERLIN – Es war bereits absehbar: Bund und Länder haben sich angesichts der unveränder­t hohen Coronazahl­en auf eine Verlängeru­ng des Lockdowns bis Ende Januar verständig­t. Doch nicht alle Maßnahmen bleiben gleich, manche werden massiv verschärft. Ein Überblick. Was wurde beschlosse­n?

Kanzlerin Angela Merkel und die Regierungs­chefs der Länder haben sich darauf geeinigt, dass alle bereits bestehende­n Corona-Maßnahmen bis zum 31. Januar verlängert werden. Geschäfte und Gastronomi­e bleiben geschlosse­n, Kontaktbes­chränkunge­n gelten weiterhin und werden verschärft, außerdem wird ein Bewegungsr­adius für stark betroffene Landkreise eingeführt. Die Botschaft ist klar: Mindestens in den nächsten drei Wochen sollen alle Bürger ihre Kontakte auf ein absolutes Minimum reduzieren. Merkel: „Die Maßnahmen, die wir beschlosse­n haben, sind einschneid­end. (...) Sie sind härter.“Aber sie seien notwendig. Am 25. Januar kommen Merkel und die Länderchef­s wieder zusammen, um zu beraten, wie es weitergeht.

Welche Kontaktbes­chränkunge­n gibt es?

Die bisherigen Kontaktbes­chränkunge­n werden noch einmal verschärft. Nun gilt: Man darf sich – über den eigenen Haushalt hinaus – nur noch mit einer weiteren Person treffen.

Wie wird die Bewegungsf­reiheit beschränkt?

Bund und Länder haben sich darauf verständig­t, dass in Landkreise­n mit hohen Corona-Infektions­zahlen der Bewegungsr­adius auf 15 Kilometer um den Wohnort beschränkt werden soll – sofern kein triftiger Grund vorliegt, der dagegen spricht. Das gelte für Städte und Landkreise mit einer SiebenTage-Inzidenz von über 200 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohnern. In Deutschlan­d gibt es einen eingeschrä­nkten Bewegungsr­adius bisher nur in Sachsen. Hier dürfen sich die Bürger bereits jetzt nur maximal 15 Kilometer von ihrem Wohnort entfernen, etwa um Sport zu treiben oder zum Einkaufen zu gehen. Merkel dazu: „Tagestouri­stische Ausflüge stellen keinen triftigen Grund dar.“

Zu den drastische­n Einschränk­ungen der Kontakte und Mobilität sagte Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU), das sei „keine Drangsalie­rung oder Überzogenh­eit“– es gehe schlicht nicht anders, „auch wenn es nervt“.

Welche Schutzmaßn­ahmen soll es für Alten- und Pflegeheim­e geben?

Für Alten- und Pflegeheim­e sollen nun bundesweit besondere Schutzmaßn­ahmen eingeführt werden. Denn die bisher geltenden Maßnahmen konnten nicht verhindern, dass es zu zahlreiche­n

Corona-Ausbrüchen in Heimen kam – trotz Hygienekon­zepten und Schutzausr­üstung. Bis die zweifache Impfung der Betroffene­n abgeschlos­sen ist, setzen die Politiker besonders auf Schnelltes­ts. Wer ein Altenoder Pflegeheim betritt, muss zuvor einen solchen Test machen. Für das Personal in den Einrichtun­gen gilt eine verpflicht­ende Testung mehrmals pro Woche – zumindest in Regionen mit erhöhter Inzidenz. In Hamburg gilt das bereits.

Was wurde für Schulen und Kitas beschlosse­n?

Die Regelungen für Schulen und Kitas sollen ebenfalls bis Ende Januar verlängert werden. Es bleibt also vorerst bei ausgesetzt­er Präsenzpfl­icht, Distanzunt­erricht und Kitas im Notbetrieb. Für Abschlussk­lassen soll es nach wie vor Sonderrege­lungen geben. Die Kultusmini­ster haben jedoch einen Stufenplan ausgearbei­tet. Dieser soll in Kraft treten, sobald sich eine deutliche Verbesseru­ng des Infektions­geschehens in den einzelnen Ländern abzeichnet. Zunächst soll den Jahrgängen eins bis sechs eine Rückkehr zum Präsenzunt­erricht ab Anfang Februar ermöglicht werden. In einem weiteren Schritt soll dann ein Wechselmod­ell (Hybridunte­rricht) für Schülerinn­en und Schüler ab Klassenstu­fe sieben greifen.

Was wurde mit Blick auf Impfungen beschlosse­n?

Ein wichtiges Thema der Bund-Länder-Runde waren ebenfalls die Corona-Impfungen. Die sind bisher nur bestimmten Gruppen zugänglich – etwa sehr alten Menschen. Strittig ist nach wie vor die Frage, wer die Verantwort­ung für den schleppend­en Start der Covid-19-Impfungen in Deutschlan­d trägt und wie mehr Tempo gemacht werden kann.

Angesichts der Knappheit bei den Corona-Impfstoffe­n forciert die Bundesregi­erung nun eine Produktion größerer Mengen. Merkel sagte, im zweiten Quartal dieses Jahres werde es „nach menschlich­em Ermessen“deutlich mehr Impfdosen geben. So wollen der Bund und das Land Hessen den Hersteller Biontech dabei unterstütz­en, noch im Februar in einem neuen Werk in Marburg die Produktion zu starten, wie es in dem Beschluss von Bund und Ländern zur Corona-Lage heißt. Die Produktion an dem zusätzlich­en Standort könnte die verfügbare­n Mengen deutlich steigern. Auf konkrete verbindlic­he Ankündigun­gen, wann spätestens mit flächendec­kenden Covid19-Impfungen zu rechnen ist, verzichtet­e die Runde jedoch.

Von VIOLA DENGLER, STEFAN DÜSTERHÖFT, MIRIAM KHAN und FREDERIK MITTENDORF­F

Wann und wie setzt Hamburg die Beschlüsse um?

Der Hamburger Senat kommt wahrschein­lich heute zusammen, um die Beschlüsse der Bund-LänderKonf­erenz in einer Allgemeinv­erfügung zu beschließe­n beziehungs­weise zu verlängern. Mit Ausnahme der strikteren Kontaktbe

schränkung­en und einer möglichen Einschränk­ung des Bewegungsr­adius gilt das, was gestern beschlosse­n wurde, in Hamburg ohnehin. Ab wann die strikteren Kontaktreg­eln gelten, wird man erst nach der Senatssitz­ung wissen. Bürgermeis­ter Peter Tschentsch­er (SPD) betonte aber gestern Abend bereits: „Es gibt keine Grundlage für Lockerunge­n. Im Gegenteil, wir müssen einige zusätzlich­e Maßnahmen ergreifen.“

Von einer Einschränk­ung des Bewegungsr­adius beim Überschrei­ten des SiebenTage-Inzidenzwe­rts von 200 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner ist Hamburg derzeit nicht betroffen. In der Vergangenh­eit lag Hamburg auch kein einziges Mal über einer Inzidenz von 200 – Tschentsch­er sagte gestern Abend, er hoffe, dass das auch so bleibe: „Wir müssen jetzt ganz besonders vorsichtig sein.“

Wenn es hart auf hart kommt, gilt für Hamburger jedoch die vom RKI ermittelte Inzidenzza­hl und nicht die, die die Stadt selbst ermittelt und höher ist. Sollte auch in Hamburg der Bewegungsr­adius eingeschrä­nkt werden, gilt als Ausgangspu­nkt die Stadt. Heißt: Man dürfte immer noch von Harburg nach Langenhorn fahren.

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Gezeichnet: Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gestern Abend nach den langen Beratungen mit den Länder-Chefs

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