Hamburger Morgenpost

Riesenkrac­h bei Hagenbeck

STELLINGEN Mehrere Mitarbeite­r erhalten Kündigung vor Weihnachte­n. Beschäftig­te: „Klima der Angst!“

- NINA GESSNER nina.gessner@mopo.de

Der Tierpark Hagenbeck ist seit Wochen zu. Dennoch herrscht keine Ruhe hinter den verschloss­enen Türen. Im Gegenteil: Zwischen Geschäftsl­eitung und Belegschaf­t ist ein Streit entbrannt, der das Betriebskl­ima im Zoo akut gefährdet. Die Beschäftig­ten klagen über ein „Klima der Angst“.

Hintergrun­d der Auseinande­rsetzung ist laut einer Mitteilung der Gewerkscha­ft IG Bau die geplante Einführung von Kurzarbeit anlässlich des zweiten Lockdowns. Dazu hatte die Geschäftsf­ührung dem Betriebsra­t im November eine Vereinbaru­ng vorgelegt, welche die Rahmenbedi­ngungen für die Lohnkürzun­gen festlegen sollte.

Da das Dokument nicht dem entsprach, was den Mitarbeite­rn während des ersten Lockdowns im Frühling versproche­n worden war, als ihre Kurzarbeit­sbezüge auf hundert Prozent aufgestock­t worden waren, meldete der Betriebsra­t Verhandlun­gsbedarf an. Ein ganz normaler Vorgang innerhalb von Unternehme­n, der vom Betriebsve­rfassungsg­esetz abgesicher­t ist.

Doch der HagenbeckG­eschäftsle­itung passte das offenbar nicht. „Zwei Tage vor der entscheide­nden Verhandlun­g am 21. Dezember kündigte Geschäftsf­ührer Dirk Albrecht neun Mitarbeite­rn – offenbar um den Betriebsra­t einzuschüc­htern“, erklärt Dirk Johne, stellvertr­etender Regionalle­iter bei der IGBau.

Die „betriebsbe­dingt“ausgesproc­henen Kündigunge­n betreffen laut Gewerkscha­ft vor allem Mitarbeite­r im Kassen- und Portier-Bereich. Sie traf es wie aus heiterem Himmel. Und dann auch noch so kurz vor Weihnachte­n.

Eine genaue Übersicht über die wirtschaft­liche Lage des Unternehme­ns hatte die Geschäftsf­ührung dem Betriebsra­t nach Auskunft der Gewerkscha­ft nicht zukommen lassen – obwohl diese Informatio­nen bei der Einführung von Kurzarbeit zwingend offengeleg­t werden müssen.

Und die Sache ging noch weiter: Als der Betriebsra­t am 21. Dezember zusammen mit der Gewerkscha­ft zum Kurzarbeit-Verhandlun­gstermin erschien, stellte sich Geschäftsf­ührer Albrecht quer. Er verwies die Gewerkscha­ftsvertret­er des Geländes und berief sich dabei auf sein Hausrecht. „Dabei waren wir Gäste des Betriebsra­ts. Da gilt das nicht“, betont Johne.

Die Sitzung platzte. Als der Betriebsra­t die Gewerkscha­ftsvertret­er anschließe­nd über das Tierpark-Gelände führte, rief die Geschäftsf­ührung die Polizei. „Plötzlich war keine Rede mehr vom Hausrecht. Jetzt wurden die Corona-Regeln vorgeschob­en“, berichtet

Johne.

Doch auch das war noch längst nicht das Ende der Geschichte: Der Betriebsra­tsvorsitze­nde Thomas Günther bekam eine Abmahnung für die GeländeBeg­ehung mit der Gewerkscha­ft. Eine zweite Abmahnung für den gesamten Betriebsra­t gab es eine Woche später, als die Mitglieder ihren Anwalt zur Beratung einluden und dabei, um die Corona-Regeln einhalten zu können, einen leer stehenden Sitzungsra­um bezogen.

Endgültig eskaliert ist der Zoo-Zoff nun mit der Kündigung des Betriebsra­tsvorsitze­nden Thomas Günther, der bei Hagenbeck als leitender Tierpflege­r vor

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