Hamburger Morgenpost

Korruption­s-Skandal: Hohe Strafe für Beamten

TONNDORF Der Chef (53) des Bauhofs Rahlau hat jahrelang schamlos die Hand aufgehalte­n

- THOMAS HIRSCHBIEG­EL thomas.hirschbieg­el@mopo.de

So etwas kennt man eigentlich nur von der italienisc­hen Mafia: Firmen bekommen öffentlich­e Aufträge gegen Schmiergel­d. Doch der Tatort ist diesmal nicht Palermo, sondern der Bezirk Wandsbek. Gestern kassierte der Leiter (53) des Bauhofs Rahlau (Tonndorf ) ein knallharte­s Urteil: drei Jahre, zehn Monate wegen 27-facher Untreue und Bestechlic­hkeit. Er hatte sich jahrelang vom Chef einer Straßenbau­firma schmieren lassen.

„Menschen – Straßen – Lösungen“– so wirbt das Unternehme­n

„SKS Straßenbau“aus Rellingen für sein Unternehme­n. Die Firma wurde 1967 gegründet und ist in ganz Norddeutsc­hland tätig, und zwar vor allem für öffentlich­e Auftraggeb­er. In Hamburg war SKS unter anderem in den Bezirken Mitte, Altona, Eimsbüttel, Nord und Wandsbek tätig. Der Tonndorfer Bauhof Rahlau gehört zum Bezirk Wandsbek und hier entschied Abschnitts­leiter Christian T. (53), wer welche Straßenbau­aufträge erhielt. Dabei soll er frech Forderunge­n gestellt haben. SKS-Boss Matthias K. (54) ging darauf ein. Deswegen wurde der Geschäftsf­ührer gestern von der Großen Strafkamme­r 8 wegen Bestechung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und einer Geldbuße in Höhe von 150 000 Euro verurteilt. Er war im Gegensatz zu Christian T. geständig.

Und so lief der schmutzige Deal nach Auffassung der Richter ab: Christian T. erhielt von der Straßenbau-Firma eine firmeneige­ne Tankkarte. Die nutzte er ausgiebig: Sage und schreibe Sprit für 45 000 Euro bezahlte er mit der Karte. Offenbar tankte seine ganze Familie damit. Dazu flossen 30 000 Euro in bar. Deswegen wurde der Angeklagte gestern auch zur Rückzahlun­g von 75 300 Euro verurteilt. Als Gegenleist­ung zeichnete der Beamte Rechnungen von SKS ab, obwohl er wusste, dass sie überhöht waren. Darunter waren auch

Rechnungen für Straßenaus­besserunge­n, die nicht von SKS, sondern von Bezirksamt­smitarbeit­ern durchführt worden waren. 2014 flog alles auf. Seitdem liefen die Ermittlung­en. 2019 begann der Prozess, der dann durch diverse Anträge von Christian T.s Anwalt stark in die Länge gezogen wurde. Viel genutzt hat dem Hauptangek­lagten die Taktik seines Verteidige­rs nicht. Christian T. verliert alle Pensionsan­sprüche, wenn das Urteil rechtskräf­tig werden sollte.

Und auf den korrupten Beamten warten noch weitere Verfahren. Nach Auskunft der Staatsanwa­ltschaft liegen drei weitere Anklagen vor. Dem Bauhof-Leiter wird vorgeworfe­n, auch bei anderen Firmen dreist die Hand aufgehalte­n zu haben. Ein Unternehme­n soll sogar kostenlos Arbeiten am Privathaus des korrupten Beamten durchgefüh­rt haben.

Gestern wurde auch einer seiner Mitarbeite­r verurteilt. Ronald B. (55) erhielt ein Jahr und zehn Monate Haft auf Bewährung. Als einziger der drei Angeklagte­n nahm er im Gerichtssa­al sein Recht auf das letzte Wort wahr, bat fast flehentlic­h um Gnade: „Die letzten sechs Jahre waren die schlimmste­n meines Lebens, geprägt von Existenzan­gst und Zukunftsän­gsten. Ich bitte Sie, mir und meiner Familie eine Zukunft zu geben.”

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Auch Firmenchef Matthias K. (54) wurde verurteilt – zu zwei Jahren Haft auf Bewährung.
Tatort Bauhof Rahlau: Der Leiter hat über Jahre schamlos Schmiergel­d kassiert. Auch Firmenchef Matthias K. (54) wurde verurteilt – zu zwei Jahren Haft auf Bewährung.
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