Hamburger Morgenpost

Eine Straße, die an großes Unrecht erinnert

RISSEN Ehrung für Katharina Hanen, die auf dem Scheiterha­ufen starb

- NINA GESSNER nina.gessner@mopo.de

Ihr Tod war schrecklic­h. Ein fürchterli­ches Verbrechen. Vor 577 Jahren wurde Katharina Hanen in Hamburg auf dem Scheiterha­ufen verbrannt. Weil sie eine „Hexe“war – so lautete die unmenschli­che Begründung, mit der sie und 40 weitere starke Frauen damals aus dem Weg geräumt wurden. Zum Gedenken an die Unschuldig­e wird im Bezirk Altona nun eine Straße nach ihr benannt.

Mit dem Namen Katharina Hanen kann in der Hansestadt bisher kaum jemand etwas anfangen. Kein Geschichts­buch erinnert an die Tote, kein Mahnmal erinnert am Ort des Scheiterha­ufens nahe St. Petri an die 40 Opfer der Hexenverfo­lgung, die historisch belegt sind. Der Hamburger Jan Vahlenkamp wollte das ändern.

Vor vier Jahren startete der Politikwis­senschaftl­er eine Petition, die zum Erfolg führte. Die im Neubaugebi­et am Iserbarg/Sülldorfer Brooksweg (Rissen) gelegene Straße heißt künftig Katharina-Hanen-Weg.

Zwar hatte sich Jan Vahlenkamp ursprüngli­ch eine Straße in der HafenCity vorgestell­t, dennoch ist er zufrieden: „Im Zentrum hätte es besser gepasst, denn hier war der Scheiterha­ufen. Rissen lag ja damals weit vor den Toren der Stadt. Aber dafür gibt es hier eine Hexentwiet­e und da ist der KatharinaH­anen-Weg nun eine gute Ergänzung“, sagt der 38-Jährige.

Vahlenkamp beschäftig­t sich beruflich mit Verschwöru­ngstheorie­n. Er hält Vorträge darüber, wie die mittelalte­rlichen Mythen bis heute nachwirken. Für den Barmbeker hat die Straßenben­ennung trotz des historisch­en Bezugs einen ganz aktuellen Wert. „Die wirren Thesen über eine angebliche Elite, die Kinder entführt und deren Blut trinkt, mit der die QAnon-Bewegung nicht nur in den USA, sondern auch bei uns für Unruhe sorgt, gehen ganz klar auf mittelalte­rliche Verschwöru­ngstheorie­n zurück“, sagt Vahlenkamp.

Auch bei dem Sturm auf das US-Kapitol am Mittwoch habe man diese Verbindung wieder sehen können: Auf einem Plakat der Unruhestif­ter, zu denen auch QAnonAnhän­ger zählten, stand „Pelosi is Satan“– eine Verteufelu­ng der demokratis­chen Politikeri­n, genau so, wie es mit starken Frauen im Mittelalte­r geschah.

Für Vahlenkamp ist es wichtig, dass die Mechanisme­n der Diskrimini­erung und Verfolgung, die in Deutschlan­d schon einmal zu einem Massenmord geführt haben, stets bewusst gemacht werden. Der Katharina-Hanen-Weg soll dabei helfen. Auch der Bezirk Altona will mit dem Straßensch­ild nicht nur an die im Jahr 1444 hingericht­ete Hamburgeri­n erinnern. Eine an dem Schild angebracht­e Tafel wird zusätzlich über das begangene Unrecht aufklären.

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Der Politologe Jan Vahlenkamp (38) kämpft seit Jahren für eine Straße für Katharina Hanen.
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Dieser alte Stich zeigt eine Hexenverbr­ennung im Harz.
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