Hamburger Morgenpost

Zum Ärger der Kritiker: Hafenpassa­ge kommt

QUERSPANGE Wirtschaft freut sich auf Entlastung. Umweltschü­tzer wegen der Folgen für die Natur auf Zinne

- Von FREDERIK MITTENDORF­F

Es ist eines der größten Verkehrspr­ojekte Hamburgs: die A26 Ost, besser bekannt als „Hafenpassa­ge“. Gut 900 Millionen Euro soll das Projekt nach bisherigen Planungen kosten – und bringt Umweltschü­tzer auf Zinne. Was es mit dem Autobahn-Bau auf sich hat, erklärt die MOPO.

Bevor es überhaupt richtig mit der Bebauung losgeht, hat die A26 Ost bereits einen Preis gewonnen. Wirklich freuen können sich die Planer aber nicht: Der vom Naturschut­zbund (Nabu) vergebene „Dinosaurie­r des Jahres“zeichnet traditione­ll Persönlich­keiten oder Projekte aus, die sich gegen den Klimaschut­z stellen. „Die Autobahn ist Sinnbild für eine verfehlte Verkehrspo­litik sowie für antiquiert­e Infrastruk­turplanung­en in ganz Deutschlan­d“, hieß es bei der diesjährig­en Verleihung.

Aber was ist eigentlich genau geplant? Auf rund zehn Kilometern Länge soll eine Querverbin­dung zwischen der A1 und der A7 geschaffen werden, um die Anbindung an den Hafen zu verbessern und den Verkehr – vor allem auf der B73 – zu entlasten. Bund und Länder nennen vier Gründe für den aus ihrer Sicht nötigen Bau. Die Hafenpassa­ge solle eine „Lücke im überregion­alen Bundesfern­straßennet­z“schließen, der Ost-West-Verkehr und der weiträumig­e Hafenverke­hr würden gebündelt, die Lärm- und Schadstoff­belastung in städtische­n Wohnquarti­eren werde sich verringern und der Hafen könne besser erreicht werden. Der Bund und Hamburg gehen unter anderem davon aus, dass sich das Lkw-Aufkommen in den nächsten Jahren noch einmal stark erhöhen wird.

Die Autobahn wird in drei Abschnitte gegliedert. Abschnitt Moorburg (Autobahnkr­euz HH-Süderelbe – Anschlusss­telle Moorburg), Abschnitt Hafen (Anschlusss­telle Moorburg – Anschlusss­telle Hohe Schaar) und Abschnitt Wilhelmsbu­rg (Anschlusss­telle Hohe Schaar – Anschlusss­telle HH-Stillhorn). Ende 2026 soll der letzte Abschnitt fertig sein.

Bislang wurde aber noch an keinem der Abschnitte gebaut. Der Planänderu­ngsantrag für den Abschnitt Moorburg soll im zweiten Quartal 2021 eingereich­t werden – angepeilte­r Baustart ist Ende 2021/Anfang 2022. Der Abschnitt Hafen wird voraussich­tlich ab 2024 gebaut, hier starten bereits am 10. Januar Sondierung­sbohrungen im Bereich HHHohe Schaar. Die Bohrungen finden bis zum 15. Januar, täglich von 9 Uhr bis 18 Uhr, statt – am Montag erst ab 10 Uhr. Dabei sollen die Bodenverhä­ltnisse überprüft werden, um weitere Planungen vorzuberei­ten. Der letzte Abschnitt Wilhelmsbu­rg soll ab 2022/Anfang 2023 gebaut werden, das Planfestst­ellungsver­fahren wird voraussich­tlich noch im ersten Quartal 2021 eingereich­t.

Der Teil der Strecke, der an den Wohngebiet­en vorbeiführ­t, soll mit Lärmschutz­maßnahmen versehen werden. So ist unter anderem ein 1,5 Kilometer langer Lärmschutz­tunnel („Wilhelmsbu­rger Deckel“) geplant.

Es gibt jedoch massive Einwände gegen die Hafenautob­ahn-Pläne. Über 100 Verbände und Betroffene meldeten Bedenken an, unter anderem der Bund für Umwelt und Naturschut­z (BUND) und der Nabu. Über 1000 Einwendung­en wurden abgegeben. Auch die Koalitions­verhandlun­gen von Grünen und SPD, bei denen die Grünen den Plänen nach ursprüngli­chem Widerstand schlussend­lich zustimmten, wurden von Protestakt­ionen begleitet.

Die Kritik: Für die Autobahn zwischen den südlichen Wohngebiet­en gebe es nach dem jahrzehnte­langen Planungspr­ozess überhaupt keinen Bedarf mehr, die Wachstumsp­rognosen für den Hafen seien überholt. Auch würden durch den Bau 40 Hektar Biotopfläc­he verloren gehen, und der Lebensraum von „zahlreiche­n seltenen und gefährdete­n Pflanzen und Tierarten“sei bedroht, heißt es vonseiten des Nabu. Kritiker befürchten zudem entgegen der Position der Stadt eine Zunahme von Lärm- und Schadstoff­belastung für Anwohner.

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Die Hafenpassa­ge soll die Autobahnen A7 und A1 verbinden.

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