Hamburger Morgenpost

Kontrollve­rlust in Großbritan­nien

VIRUS-MUTATION „Die Lage eskaliert schnell“

- PREI

LONDON – In Großbritan­nien spitzt sich die Corona-Lage immer weiter zu. Täglich werden neue Rekorde bei Neuinfekti­onen und Todesfälle­n erreicht, Kliniken stoßen an ihre Belastungs­grenzen. Die Regierung macht die neue Mutation des Virus dafür verantwort­lich.

62 556 Neuinfekti­onen innerhalb von 24 Stunden meldete die „Johns Hopkins Universitä­t“am Mittwoch für Großbritan­nien – der höchste Wert seit Beginn der Pandemie. Gleichzeit­ig wurden mit 1042 die meisten Todesfälle seit April registrier­t. 77 470 Briten sind bisher an Corona gestorben.

Auch die Kliniken geraten an ihre Belastungs­grenzen. „Du weißt nicht mehr, welchem Patienten du zuerst helfen sollst. Sie sterben uns unter den Händen weg“, erzählt Krankensch­wester Ashleigh Shillingfo­rd vom „University College Hospital London“im ZDF. Sie ist den Tränen nahe. Die Londoner Kliniken könnten laut dem „Health Service Journal“schon in weniger als zwei Wochen keine Kapazitäte­n mehr haben. Selbst im besten Fall würden in London am 19. Januar 2000 Betten fehlen, darunter Intensivpl­ätze.

Der Manager des National Health Service, Chris Hopson, sagte BBC Radio 4: „Die Lage eskaliert schnell.“In der vergangene­n Woche seien 5000 neue Patienten in die Krankenhäu­ser gebracht worden. „Das sind zehn Krankenhäu­ser voller Covid-Patienten in nur sieben Tagen. Das ist eine riesige Herausford­erung“, sagte Hopson. Die Kliniken prüften jede Ecke darauf, ob dort Betten aufgestell­t werden könnten.

Ursache für die rasante Ausbreitun­g des Virus ist laut der britischen Regierung die neue Corona-Variante, die dort seit Anfang Dezember grassiert. Die Mutation soll laut Experten um 50 bis 70 Prozent ansteckend­er als das Ursprungsv­irus und für mehr als die Hälfte aller Erkrankung­en in Großbritan­nien verantwort­lich sein. Am Mittwochab­end wurde deshalb ein neuer, härterer Lockdown vom britischen Unterhaus bestätigt. Er soll bis zum 31. März gelten. Die Menschen dürfen ihre Häuser nur aus einem triftigen Grund verlassen – Spazieren oder Joggen im Freien ist nur eine Stunde pro Tag erlaubt. Schulen, Fitnessund Sportstätt­en sowie nicht lebensnotw­endige Geschäfte sind geschlosse­n.

Mit ersten Lockerunge­n rechnet Boris Johnson frühestens Mitte Februar. Bis dahin will die Regierung in London etwa 13 Millionen Menschen in den höchsten Risikostuf­en eine erste Impfstoff-Dosis verabreich­t haben.

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Großbritan­niens Kliniken geraten langsam an ihre Belastungs­grenzen.
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Premier Boris Johnson entgleitet die Lage zusehends.

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