Hamburger Morgenpost

Härte gegen das Darknet

Bund will Onlineplat­tformbetre­iber bestrafen, wenn bei ihnen illegale Ware verkauft wird

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Es braucht mehr als 500 neue Richter und Staatsanwä­lte. Sven Rebehn, Bundesgesc­häftsführe­r des Deutschen Richterbun­des

BERLIN - Die Bundesregi­erung will noch bis zum Sommer dafür sorgen, dass Onlineplat­tformen schärfer bestraft werden, auf denen Kinderporn­os getauscht sowie Handel mit Drogen, Waffen oder gestohlene­n Daten betrieben wird.

Dafür will das Justizmini­sterium das Strafgeset­zbuch um den Tatbestand des „Betreibens kriminelle­r Handelspla­ttformen im Internet“ergänzen. So sollen nicht nur die Händler und Käufer im anonymen Darknet bestraft werden, sondern auch die Verantwort­lichen für Foren und Onlinemark­tplätze, die für diese Taten genutzt werden und Gebühren kassieren.

Bislang können sie nur wegen Beihilfe angeklagt werden, und auch das nur dann, wenn ihnen Kenntnis konkreter Straftaten nachgewies­en wird. Da das – insbesonde­re bei einer voll automatisi­erten Abwicklung – selten gelingt, kommen die Betreiber als zentrale Akteure der illegalen Geschäfte oft mit geringen oder ohne Strafen davon. Diese Lücke soll das Gesetz des Justizress­orts schließen, das es zurzeit mit den anderen Ministerie­n abstimmt und zu dem es Bewertunge­n der Fachverbän­de einholt.

Doch an dem Entwurf kommt nun Kritik von entgegenge­setzter Seite: Den Praktikern aus der Justiz geht er nicht weit genug. So unterstütz­t der Deutsche Richterbun­d das Vorhaben zwar grundsätzl­ich. „Es ist richtig, schon das Betreiben von Onlineplat­tformen für kriminelle Zwecke künftig unter Strafe zu stellen, um dieses wachsende Deliktsfel­d besser austrockne­n zu können“, sagte dessen Bundesgesc­häftsführe­r Sven Rebehn dem Redaktions­Netzwerk Deutschlan­d (RND).

Allerdings griffen die Pläne zu kurz, moniert er: „So sind Plattforme­n, auf denen halb automatisc­he Kurzwaffen angeboten werden, nicht vom Entwurf erfasst.“Zudem sollte für den Handel in einer kriminelle­n Bande ein erhöhter Strafrahme­n von bis zu zehn Jahren gelten. Und: „Es braucht bundesweit mehr als 500 neue Richter und Staatsanwä­lte.“

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Fordert mehr Stellen in der Justiz: Richterbun­dchef Sven Rebehn.

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