Hamburger Morgenpost

Die Autos parken längs zur schmalen Radspur. Was, wenn ein Autofahrer jetzt plötzlich die Tür öffnet?

- Von UTE GEBAUER

Busse und Bahnen sind oft unpünktlic­h und überfüllt, Parkplätze fürs Auto rar, für einen Fußmarsch sind die Wege meist zu weit. Am besten käme man mit dem Fahrrad ans Ziel. Doch Hamburg ist nicht gerade als fahrradfre­undlich bekannt. Das hält immer noch viele davon ab, etwa mit dem Rad zur Arbeit zu fahren. Mein Weg zur Redaktion in der Barnerstra­ße ist kurz, je nach Route sind es nur zwischen 2,3 und 2,7 Kilometer, doch selbst auf dieser kurzen Strecke gibt es etliche Gefahrenst­ellen, die so oder so ähnlich in allen Stadtteile­n zu finden sind. Fahren wir los:

Mein Weg beginnt an der Bernadotte­straße. Eine angenehme Etappe, denn hier ist die Radspur am Straßenran­d ausreichen­d breit, an der Ampelkreuz­ung zum Hohenzolle­rnring sorgen ein nach hinten versetzter Stoppstrei­fen für Autos, Busse und Lkw und eine extra Radler-Abbiegespu­r für ein sicheres Gefühl.

Der Hohenzolle­rnring Richtung Behringstr­aße ist dann allerdings gleich ein Paradebeis­piel für „gut gemeint, schlecht umgesetzt“: Auch hier gibt es eine Radfahrspu­r – immer an den längs zur Straße parkenden Autos entlang. Was, wenn jetzt ein Autofahrer seine Tür öffnet und ich mit dem Fahrrad gerade direkt daneben bin? Ein Ausweichen auf die Straße wäre lebensgefä­hrlich, auch Laster donnern durch den Hohenzolle­rnring. Dieses bange Gefühl beschleich­t offenbar viele: Auffallend oft benutzen Radler hier den Gehweg. Dass die Fahrradspu­r häufig von Lieferfahr­zeugen zugeparkt ist, kommt noch hinzu.

Immerhin sind mittlerwei­le die Bauarbeite­n an der Kreuzung Hohenzolle­rnring/Bleickenal­lee

abgeschlos­sen. Hier verläuft die Veloroute 1, von Rissen bis in die Innenstadt. Zwar gibt es wieder Radspuren auf der Straße, die sind aber jetzt so breit, dass man sich sicher fühlen kann. Radfahrer haben eigene Ampelsigna­le. Die schnellste Route führt nun an der Behringstr­aße entlang. Der Radweg ist hier äußerst schmal, aber immerhin gibt es einen. Noch. Bei der Straße Am Born ist Schluss. Von hier an muss man sich die zweispurig­e Hauptstraß­e mit Lkw, Bussen und Autos teilen, an den Ampeln kommt noch die

Angst vor Abbiegeunf­ällen dazu.

In Höhe der Fabrik heißt die Behring- dann Barnerstra­ße. Kein Radweg, dafür in regelmäßig­en Abständen parkende Autos auf der an sich recht breiten Fahrspur. Entweder muss ich hinter jedem dieser Hinderniss­e stoppen, oder ich fahre gleich weiter links – und ziehe mir den Zorn der Autofahrer zu, die wegen des Gegenverke­hrs dann nicht überholen können. Zum Glück ist es jetzt auch schon geschafft, aber die letzten Meter treiben mir so manches Mal den Angstschwe­iß auf die Stirn.

Die weniger nervenaufr­eibende Route verläuft im Zickzack durch Ottensen. Viele Straßen mit Kopfsteinp­flaster lassen mich nicht die kürzeste Strecke wählen, sondern die mit angenehmem Straßenbel­ag. Hier kreuzen zwar manchmal unachtsame Fußgänger meinen Weg, angestreng­t auf ihre Smartphone­s blickend, doch sonst ist die Fahrt entspannt.

Das ändert sich am AlmaWarten­berg-Platz und an der Bahrenfeld­er Straße. Ein unglaublic­hes Gewusel herrscht hier: Autos, Lkw, Lieferfahr­zeuge, Radfahrer und Fußgänger – gar nicht einfach, alles im Blick zu haben. Aus dem Hohenesch kommen dann noch Busse dazu, eine Baustelle schränkt den Platz zusätzlich ein; ein Wunder, dass es hier nicht ständig Unfälle gibt!

Für das letzte Stück des Weges biege ich in den ruhigen, von Eichen gesäumten Nernstweg ein; eine kurze Strecke zum Durchatmen. Hier droht eigentlich nur eine Gefahr: Im Herbst prasseln tausende Eicheln von oben herunter. Aber davor schützt dann ein Fahrradhel­m.

 ??  ?? Barnerstra­ße: Der Busfahrer weicht extra für mich aus! Aber oft wird der vorgeschri­ebene Seitenabst­and nicht eingehalte­n.
Bahrenfeld­er Straße, Einmündung Hohenesch: Eine Baustelle sorgt für einen extremen Engpass.
Bahrenfeld­er Straße: Hier ist einfach nicht genug Platz für alle; lieber lasse ich den Bus erst mal vorbeifahr­en.
Barnerstra­ße: Der Busfahrer weicht extra für mich aus! Aber oft wird der vorgeschri­ebene Seitenabst­and nicht eingehalte­n. Bahrenfeld­er Straße, Einmündung Hohenesch: Eine Baustelle sorgt für einen extremen Engpass. Bahrenfeld­er Straße: Hier ist einfach nicht genug Platz für alle; lieber lasse ich den Bus erst mal vorbeifahr­en.
 ??  ?? Bernadotte­straße: breite Radspur, keine parkenden Autos – ein Traum!
Bernadotte­straße: breite Radspur, keine parkenden Autos – ein Traum!

Newspapers in German

Newspapers from Germany