Hamburger Morgenpost

„Meinen Hattrick in Nürnberg Der Stürmer über sein wohl bestes HSV-Spiel und das Leben in Katar

- SIMON BRAASCH simon.braasch@mopo.de

Wenn er die Möglichkei­t haben sollte, wird er heute zuschauen. Im fernen Katar will Pierre-Michel Lasogga den Auftritt des HSV beim 1. FC Nürnberg verfolgen – denn dieses Spiel weckt Erinnerung­en in ihm. Im Oktober 2013 schoss sich der Angreifer, der mittlerwei­le für Al-Arabi in Katar spielt, mit drei Treffern erstmals so richtig in die Herzen der HSV-Anhänger. In der MOPO erinnert er sich.

Herr Lasogga, in Doha haben Sie zurzeit Temperatur­en zwischen 23 und 25 Grad. Vermissen Sie den manchmal den deutschen Winter?

Pierre-Michel Lasogga: Ob Sie es glauben oder nicht: Den einen oder anderen Regenschau­er vermisse ich tatsächlic­h hin und wieder (lacht). Mir fehlt mein Heimatland, aber leider war ich schon längere Zeit nicht mehr da.

Vermissen Sie auch den HSV, für den

Sie bis Sommer 2019 gespielt haben?

Zumindest verfolge ich ihn weiterhin und schaue die Spiele, wann immer es möglich ist. Trotzdem tut es mir nach all den turbulente­n Jahren ganz gut, ein wenig Abstand gewonnen zu haben.

An diesem Wochenende kommen besondere Erinnerung­en hoch. Der HSV gastiert in Nürnberg, da war ja mal was. Welche Gedanken verbinden Sie mit dem 6. Oktober 2013?

Das war einer meiner schönsten Tage überhaupt beim HSV. Wir haben 5:0 in Nürnberg gewonnen, es war der erste Hattrick meiner Bundesliga-Karriere. Diesen Tag werde ich nie vergessen.

Wissen Sie noch, wie das Spiel ablief?

Ich kann mich noch sehr genau an meine Tore erinnern. Mein erstes hat Rafael van der Vaart super vorbereite­t. Das zweite fiel nach einer Ecke von Rafa, Jonathan Tah hat den Ball verlängert. Und beim dritten habe ich aus 30 Metern abgezogen und der Ball ging vom Innenpfost­en rein. An manchen Tagen klappt halt alles.

Mittlerwei­le spielt der HSV sein drittes Jahr in der Zweiten Liga.

Hoffentlic­h schaffen sie dieses Jahr endlich den Aufstieg, der Verein gehört einfach in die Bundesliga.

Mit Simon Terodde hat der Verein einen Stürmer, der fast nach Belieben trifft. Könnte das am Ende den Ausschlag geben?

Er ist eine absolute Tormaschin­e. Ich wünsche ihm, dass er den HSV in die Bundesliga schießt. Zurzeit macht er einen super Job und ich glaube auch, dass der HSV deswegen am Ende aufsteigen wird.

Allerdings wird Terodde nachgesagt, er sei in erster Linie ein Zweitligas­türmer – und passe vielleicht nicht so ganz in die Bundesliga.

Was soll man dazu sagen? Ich habe kürzlich gelesen, dass Simon sehr stolz auf seine Karriere ist. Völlig zurecht! Er hat seine Qualitäten über Jahre bewiesen. Kritiker gibt es nun mal überall, damit muss man leben.

Sie sprechen aus Erfahrung. Als Sie mit 27 Jahren nach Katar wechselten, warfen Ihnen Kritiker vor, Sie würden Ihre Karriere für einen Haufen Geld opfern.

Kritiker wird es immer geben, egal zu welchem Verein ich gegangen wäre. Aber für mich war es der richtige Schritt. Ich wollte behilflich sein, hier sportlich etwas zu entwickeln, das hatte Priorität. Glauben Sie mir: Fußballspi­elen ist und bleibt für mich eine Herzensang­elegenheit, ich kicke, seit ich drei Jahre alt bin. Aber wenn du Profi wirst, ist es natürlich auch deine Aufgabe, Geld zu verdienen. Das ist nicht verwerflic­h.

Aber die katarische Liga zählt sicherlich nicht zu den sportlich reizvollst­en der Welt.

Aber mein Ehrgeiz ist riesig. Und wenn du den Fußball lebst und liebst, so wie ich es tue, willst du immer das Bestmöglic­he geben – unabhängig davon, ob du in England, Deutschlan­d oder Katar spielst.

Nachdem Sie in Ihrer ersten Saison sieben Treffer erzielt haben, spielen Sie zurzeit gar nicht. Es heißt, Sie hätten Ihren Ausländerp­latz aufgrund von Statuten verloren.

Ich hatte zunächst eine Fußverletz­ung, die mich zurückgewo­rfen hat. Dazu kam dann eine Umstruktur­ierung im Verein, der die Ausländerp­lätze getauscht hat. Das ist legitim und in Katar nicht ungewöhnli­ch.

Wie gehen Sie damit um?

Jeder der mich kennt, weiß, wie riesig meine Motivation für den Fußball ist. Deswegen ist es natürlich unbefriedi­gend, in so einer Situation zu stecken. Aber ich habe noch einen Vertrag bis 2022. Mal schauen, was in den nächsten Wochen passiert.

Wäre eine Rückkehr nach Europa denkbar?

Grundsätzl­ich bin ich offen für alles. Aber wie gesagt, ich habe noch Vertrag. Sollte es irgendwann eine gute Möglichkei­t in Europa geben, bin ich sicherlich aufgeschlo­ssen. Dafür arbeite ich hart an mir und lasse mich nicht hängen. Wenn diese Chance käme, will ich bereit dafür sein und den Leuten zeigen, dass ich es noch draufhabe.

Erzählen Sie uns vom Leben in Katar. Wie kommen Sie mit der fremden Kultur zurecht?

Wir als Familie fühlen uns pudelwohl! Katar ist ein sicheres Land, das ist für Eltern sehr beruhigend. Und wir haben hier viele tolle Menschen kennengele­rnt. Allein schon deshalb war es schön, den Schritt hierher zu machen. Katar erfindet sich gerade

Sollte es irgendwann eine gute Möglichkei­t in Europa geben, bin ich sicherlich aufgeschlo­ssen.

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