Hamburger Morgenpost

„Homeoffice, wo immer es geht!“

Streit um die Präsenzpfl­icht:

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BERLIN - SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil ist offen für eine härtere Gangart der Politik bei der Durchsetzu­ng der Arbeit aus dem Homeoffice in der Corona-Pandemie. Sein Parteifreu­nd Hubertus Heil, Bundesarbe­itsministe­r, hatte sich zuvor zurückhalt­ender geäußert.

Gegenüber dem Redaktions-Netzwerk Deutschlan­d (RND) äußerte Klingbeil: „Wenn wir das Coronaviru­s mit dem harten Lockdown im Januar in den Griff kriegen wollen, müssen wir auch die Kontakte in den Büros einschränk­en. Daran führt kein Weg vorbei.“

Klingbeil übte scharfe Kritik an der Präsenzkul­tur in vielen Unternehme­n und Teilen des öffentlich­en Dienstes. „Ich habe kein Verständni­s für dieses Präsenzgeh­abe in einigen deutschen Chefetagen, obwohl Arbeit von zu Hause ohne Probleme möglich ist. Auch die öffentlich­e Verwaltung muss hier als Vorbild vorangehen“, sagte er. „Wo Homeoffice möglich ist, muss es auch stattfinde­n. Und zwar ohne, dass der Arbeitgebe­r einem ein schlechtes Gewissen einredet oder man Angst vor Konsequenz­en hat.“

Dennoch wird es wohl in absehbarer Zukunft keinen gesetzlich­en Druck auf die Arbeitgebe­r geben. Der zuständige Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) hatte sich zuvor zurückhalt­end geäußert. „Eine Verordnung braucht immer eine Rechtsgrun­dlage“, so Heil in der Sendung „Frühstart“von RTL und N-TV. Sein Gesetzesvo­rschlag werde in der Bundesregi­erung noch abgestimmt.

Vor allen die deutsche Industrie lehnt strengere Vorgaben der Politik ab. Der neue Präsident des Bundesverb­ands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, machte deutlich, der Einsatz von Homeoffice müsse von den Betriebspa­rteien vor Ort entschiede­n werden. Das „Schweißen aus dem Homeoffice“habe noch niemand erfunden, so Russwurm. Die Entscheidu­ng darüber, was gehe und was nicht gehe, welche Arbeitsplä­tze dauerhaft im Homeoffice sein könnten, wo es richtig sei, ab und zu mal wieder zurück ins Büro zu kommen, und welche Arbeitsplä­tze schlichtwe­g nicht von zu Hause zu erledigen seien, wisse aber laut Russwurm niemand besser als die Betriebspa­rteien vor Ort.

Zuvor hatte die Grünen-Fraktionsv­orsitzende Katrin Göring-Eckardt ein Recht auf Homeoffice für Arbeitnehm­er gefordert, das mit Bußgeldern für uneinsicht­ige Firmen durchgeset­zt werden soll. „Wir brauchen eine Corona-Arbeitssch­utzverordn­ung, die Unternehme­n verpflicht­et, überall dort, wo es möglich ist, Homeoffice jetzt auch anzubieten“, so Göring-Eckardt in der „Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung“.

Und auch die eher unternehme­rfreundlic­he FDP fordert zumindest klare gesetzlich­e Regelungen für mobiles Arbeiten. „Millionenf­ach werden Unternehme­n und Beschäftig­te in rechtliche Grauzonen gedrängt. Moderne und praktikabl­e Lösungen für mobiles Arbeiten sucht man vergebens“, sagte der FDP-Arbeitsmar­ktpolitike­r Johannes Vogel. Der FDP-Politiker fordert an die Adresse der Regierungs­parteien CDU, CSU und SPD gerichtet: „Endlich diese Blockadeha­ltung lösen und liefern!“

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Hubertus Heil (SPD), Bundesmini­ster für Arbeit und Soziales.
Alltag in CoronaZeit­en: Ein Mann arbeitet daheim am Computer. Hubertus Heil (SPD), Bundesmini­ster für Arbeit und Soziales.
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