Hamburger Morgenpost

Ohne das Sponsoring können wir einpacken.

ALTONA Bezirksamt will Werbung verbieten – Betreiber des „OutdoorCin­e“entsetzt

- Von FREDERIK MITTENDORF­F

Ein Sommer ohne Kino im Schanzenpa­rk? Undenkbar. Doch es sieht so aus, als wenn die Traditions-Freiluftve­ranstaltun­g in der jetzigen Form nicht mehr vom Bezirksamt genehmigt wird. Der Betreiber ist entsetzt.

Morgen kommt im Bezirk Altona der Hauptaussc­huss zusammen. Ganz oben auf der Tagesordnu­ng: Veranstalt­ungen in Grünanlage­n. Was nach Langeweile klingt, birgt reichlich Zündstoff. Denn unter anderem soll darüber entschiede­n werden, was in diesem Jahr im Schanzenpa­rk stattfinde­n darf – und was nicht.

Geht es nach den Grünen und der grünen Bezirksamt­sleiterin Stefanie von Berg, dann wird der bisherige Betreiber des Schanzenki­nos, die OutdoorCin­e GmbH, ihre Leinwand erst einmal nicht mehr aufstellen. Konkret geht es um eine Verordnung, die bereits seit 1975 existiert und die vorgibt, was in öffentlich­en Parkanlage­n erlaubt ist. Nicht erlaubt ist demnach, „Werbung irgendeine­r Art zu betreiben“, allerdings hingen in der Vergangenh­eit zur Finanzieru­ng des Kinos stets Banner und Werbetrans­parente rund um das Schanzenki­no. Bislang gab es dafür eine Sondergene­hmigung – die soll jetzt laut Beschlussv­orlage nicht mehr erteilt werden.

„Nur über den Eintritt und Gastronomi­e-Einnahmen lässt sich ein Open-Air-Kino nicht betreiben“, so Geschäftsf­ührer Dirk Evers zur MOPO. Rund 80 000 Euro brächte das Sponsoring fürs Schanzenki­no jährlich ein, ohne könne man einpacken. Da helfe es auch nicht, dass laut Beschlussv­orlage vor und nach dem Film auf der Leinwand Werbung gezeigt werden darf. „Die Sponsorenn­amen waren täglich ohnehin nur während der Öffnungsze­iten zu sehen, wir reden hier von vier Stunden. Sonst wurden die Banner abgedeckt“.

Warum nun, im 20. Jahr des Schanzenki­nos, keine Genehmigun­g für Werbung erteilt werden soll, kann sich Evers kaum erklären. Im letzten Jahr hatte es allerdings einen Disput zwischen ihm und der Bezirksamt­sleiterin Stefanie von Berg (Grüne) gegeben. Die Grünen wollten im Bezirk Altona ein Autokino verhindern, am Ende wurden sie zähneknirs­chend von SPD, CDU, FDP und Linken überstimmt. Eine Retourkuts­che? „Spekulatio­n,

aber ein anderer Grund fällt mir kaum ein“, so Evers.

Aus dem Bezirksamt selbst gibt es bislang nur allgemeine Worte zum Sachverhal­t. „Das Bezirksamt Altona hat kulturelle und soziale Akteure eingeladen, sich mit Konzepten für die Nutzung der Parkfläche­n im Schanzenpa­rk in den Sommermona­ten 2021 zu bewerben. Mit ihrer Bewerbung verpflicht­en sich die Veranstalt­er*innen

zur Einhaltung der Vorgaben aus der Verordnung zum Schutz der öffentlich­en Grün- und Erholungsa­nlagen. Aus dieser geht hervor, dass es verboten ist, Werbung in den öffentlich­en Grün- und Erholungsa­nlagen zu betreiben“, so Bezirksamt­s-Sprecher Mike Schlink zur MOPO.

Es gehört allerdings auch zur ganzen Wahrheit, dass sich das Schanzenki­no in den vergangene­n Jahren immer weiter profession­alisiert hat. Das Freilichtk­ino ist keine rein ehrenamtli­che Kulturvera­nstaltung, sondern natürlich auch auf Profitabil­ität ausgericht­et. Die Werbe-Erlaubnis war in den letzten Jahren eher ein „Augenzudrü­cken“als die Durchsetzu­ng von Verordnung­en. Andere Bezirksämt­er meldeten zuletzt auf Nachfrage, dass bei ihnen deutlich strenger verfahren werde als in Altona, was die Sondergene­hmigungen angehe. Dem Schanzenki­no wird zudem auch laut Beschlussv­orlage nicht gänzlich verboten, im Schanzenpa­rk zu gastieren, lediglich das Sponsoring müsse entfallen.

Außerdem gibt es in diesem Jahr einen weiteren Bewerber, der ein Freilichtk­ino in der Schanze betreiben möchte. Das 3001-Kino hat sich ebenfalls beworben – und verspricht, dass es keinerlei Sponsoring benötigen würde. Selbst wenn Evers und sein Schanzenki­no nun also einen Rückzieher machen, wird die Politik nicht erklären müssen, warum es in diesem Jahr kein Kinovergnü­gen im Schanzenpa­rk geben könnte. Eine Entscheidu­ng, wer den Zuschlag erhält, ist indes noch nicht gefallen.

CDU und SPD werden wohl die Beschlussv­orlage der Grünen stützen, dann bekämen beide Kinos erst einmal die Erlaubnis. Beide Fraktionen sind sich einig, dass man das Schanzenki­no nicht vertreiben wolle, aber man könne auch nicht das Bezirksamt für das Einhalten von Verordnung­en anschwärze­n. Die GrünenFrak­tion wollte sich Stand Dienstag noch nicht äußern, ehe die Ausschusss­itzung am Donnerstag stattfinde­t. Ob der Beschluss, der derzeit vorliegt, dann unveränder­t angenommen wird, ist noch offen.

OutdoorCin­eGeschäfts­führer Dirk Evers

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Filme gucken mitten im Park – kommt im 20. Jahr das Aus fürs beliebte Schanzenki­no?

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