Hamburger Morgenpost

Hamburg: City of Oz

Eine Initiative erinnert mit einem Online-Verzeichni­s an den Sprayer

- Von TIKVA SCHMIDT

Er ist ein Mann, der das Stadtbild Hamburgs auch noch nach seinem Tod prägt: Walter Josef Fischer war einer der bekanntest­en Sprayer Deutschlan­ds. Er wurde als Schmierfin­k angeprange­rt und gleichzeit­ig als Vorbild verehrt. So weit die Meinungen auch auseinande­rgehen, eines bleibt er in Hamburg: eine Legende der Street Art.

Am 7. Januar wäre Walter Fischer, bekannt als „Oz“, 71 Jahre alt geworden. Doch am 25. September 2014 wurde er auf den Gleisen in der Nähe des Hamburger Hauptbahnh­ofs von einem Zug erfasst und starb an seinen Verletzung­en. Sein Tod ging vielen Hamburgern nahe. „Oz hat uns die Stadt vererbt“, verkündete ein Banner bei der Beerdigung von Walter Fischer. Am Trauerzug nahmen etwa 350 Freunde und Fans teil.

Fast jeder Hamburger hat schon mal eines seiner Werke gesehen, auf tausenden Hauswänden, Brücken und Stromkäste­n prangt seine Signatur: „Oz“. Weitere Spuren des Künstlers sind überall in Hamburg zu finden: Weit über 120000 Zeichen in Form von Smileys, Kringeln, Punkten und Strichen. Gewöhnungs­bedürftig vielleicht, aber vor allem eines: gegen die Norm.

Für „Oz“waren seine Graffiti nicht nur irgendein Gekritzel, sondern vielmehr ein stummer Protest gegen gesellscha­ftliche Strukturen – die Sprühdose wurde sein

Mittel zum Ausdruck. Immer wieder stand er vor Gericht und musste sich wegen Sachbeschä­digung verantwort­en. Davon ließ Fischer sich aber nicht einschücht­ern.

Er war der Meinung, Graffiti seien ein wichtiger Bestandtei­l einer Stadt, ansonsten wäre diese nicht bunt genug: „Ich will Vielfalt statt einfältig, grau und monoton. Wenn man nicht kontert, dann ist es nur noch grau. Ich mag halt lieber die Wände bunt anstatt wehrmachts­grau. Das ist auch mein Antrieb.“

Bis heute ist „Oz“nicht in Vergessenh­eit geraten. Schon bei der Beerdigung entstand die Idee, sein Werk zu dokumentie­ren. In Gedenken an den „Großvater des Graffiti“erstellt das Hamburger Graffitiar­chiv – es ist Teil des „Archivs der Jugendkult­uren“– eine Stadtkarte, auf der „Oz’“Werke rund um Hamburg vermerkt und mit Fotos dokumentie­rt werden. Über 260 Fotoeinträ­ge zeigen dort schon seine Malereien an den unterschie­dlichsten Standorten. Jeder, der ein Werk von „Oz“entdeckt, kann mitmachen und dazu beitragen, das Archiv von „Oz’“Schaffen wachsen zu lassen.

Für viele wäre Hamburg ohne „Oz’“Spuren nicht mehr das wahre Hamburg. Im Gästebuch der Ausstellun­g „Untitled – Eine Ausstellun­g von Oz“schreibt ein Gast: „Danke Oz, dafür dass zwei Buchstaben dafür sorgen, dass ich mich zu Hause fühle, wenn ich in diese Stadt zurückkomm­e.“

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Neben „Oz“war der Smiley eines seiner bekanntest­en Tags.
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Viele finden, „Oz“machte Hamburgs graue Seiten bunter; hier die Wand eines Parkdecks an der Spaldingst­raße.
2011 zeigte eine Galerie im Schanzenvi­ertel einen Raum, der von „Oz“bemalt wurde. Viele finden, „Oz“machte Hamburgs graue Seiten bunter; hier die Wand eines Parkdecks an der Spaldingst­raße.
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