Röttgen liegt vor Merz und vor Laschet
Forsa-Umfrage vor der morgigen Wahl des CDU-Vorsitzenden
BERLIN - Bei aller möglichen Präferenz für einen der drei Kandidaten sorgen sich Organisatoren dieses ersten digitalen CDU-Parteitags weniger um den Ausgang der Wahl. Was sie viel mehr umtreibt, sind diese Fragen: Wird die Technik funktionieren und kann die Abstimmung vor Hackern geschützt werden?
Es gibt keine Blaupause für einen Bundesparteitag mit 1001 Delegierten, die sich von zu Hause aus zuschalten und auch noch einen neuen Vorsitzenden wählen. Vieles wird kälter, weniger lebendig sein. Aber höher kann die Spannung nicht sein als vor diesem Kongress. In einer Kampfkandidatur wird entschieden, ob Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet, Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz oder Außenexperte Norbert Röttgen die CDU künftig führen wird. Und die CDU muss beweisen, dass die Digitalisierung gerade für die letzte große Volkspartei kein Neuland ist. Geht alles glatt, kann sie da zum Vorbild werden. Geht es schief, wird sie auf den Spott nicht lange warten müssen. Unabhängig davon hat sie dann ein manifestes Problem mit der Akzeptanz der Vorstandswahl. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ist involviert. Die Delegierten haben die Zugangsdaten zu der Plattform – abgesichert – analog bekommen. Die eingesetzte IT-Lösung wurde vom BSI zertifiziert. Doppelte Stimmabgaben seien nicht möglich, wird versichert. Als ausschlaggebend für die Wahl wird angesehen, wer die große Gruppe der NRW-Delegierten (298 von 1001) für sich gewinnen kann – alle Kandidaten kommen aus NRW – und welcher Mann die meiste Unterstützung der Frauen bekommt. Sie stellen 349 Delegierte. Auffallend bei allen Bewerbern ist die Betonung, den Kurs der Mitte von Angela Merkel für die CDU zu halten. Die Kanzlerin beschert der CDU mit ihrem Corona-Krisenmanagement hohe Umfragewerte. So ist eine Mehrheit von 60 Prozent der Bürger der Ansicht, dass unter dem neuen CDU-Chef dieser Kurs fortgesetzt werden sollte. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des RND hervor.
31 Prozent hingegen mei
nen, die CDU sollte wieder mehr ihre konservativen Werte betonen. Auch eine Mehrheit der Unionsanhänger setzt auf den Mittekurs. Lediglich bei AfD-Wählern gibt es den klaren Wunsch (93 Prozent) nach einer konservativeren Union. Insgesamt meinen mehr als zwei Drittel (69 Prozent), dass Merkels lange Kanzlerschaft Deutschland gut oder sogar sehr gut bekommen sei.
Bei der Einschätzung, wer neuer CDU-Chef werden soll und damit auch möglicher Nachfolger von Merkel im Kanzleramt werden kann, ergibt sich ein gemischtes Bild. Auf die Frage „Für wen würden Sie sich persönlich entscheiden?“votierten 29 Prozent für Röttgen, 21 Prozent für Merz und 19 Prozent für Laschet. 31 Prozent sagten „keiner davon/weiß nicht“. Sogar bei den CDU-Anhängern lag der Anteil jener, die für keinen Kandidaten votieren, bei 22 Prozent. Auch deshalb werden Gesundheitsminister Jens Spahn und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) Chancen eingeräumt, die Kanzlerkandidatur zu übernehmen.