Gericht gegen Maskenpflicht an Alster und Elbe — Senat wehrt sich
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Antigen-Schnelltests in Zentren, Apotheken, beim Hausarzt und zu Hause: In Hamburg und Deutschland rollt die große TestOffensive an. Experten rechnen deshalb mit steigenden Inzidenzen. Was bedeutet das für die zuletzt festgelegte Lockerungsstrategie?
Seit Montag kann man sich in Hamburg einmal wöchentlich kostenlos testen lassen: Das ist laut der Sozialbehörde aktuell in 18 Apotheken, 27 Testzentren und 67 Hausarztpraxen möglich. Das Angebot soll schrittweise ausgeweitet und ergänzt werden.
Daneben hatte der Discounter Aldi in Hamburg erstmals Selbsttests für zu Hause angeboten. Der Ansturm am vergangenen Samstag war gigantisch: Märkte in Rahlstedt mussten kurz nach der Öffnung ein Schild an den Eingang kleben mit der Aufschrift „Weitere Artikel sind bereits unterwegs“. Erst am 23. März soll es allerdings eine größere Lieferung der Tests geben.
Ob in den Testzentren oder beim Gurgeln zu Hause: Die Test-Offensive soll dabei helfen, die Dunkelziffer der Infektionen mehr zu beleuchten sowie mehr Normalität zu ermöglichen.
Die Nachfrage ist groß, das Angebot wahrscheinlich bald ausreichend vorhanden, wenn weitere Supermärkte und Drogerien die Selbsttests anbieten. Was bedeutet das? Viele Menschen werden sich zukünftig ein
Stäbchen in die Nase oder den Rachen schieben und ihre Spucke analysieren lassen.
Ein positiver Schnelltest fließt nicht in die Corona-Statistik ein. Allerdings besteht bei einem positiven Ergebnis die Pflicht zu einem PCR-Test. Erst wenn dieses Ergebnis ebenfalls positiv ist, wird die Gesundheitsbehörde benachrichtigt.
Einige Experten vermuten, dass die Infektionszahlen in den kommenden Wochen aufgrund der erhöhten Tests erst mal steigen werden. Denn in einem Jahr Corona hat sich so gut wie immer gezeigt: Wer testet, findet auch Infektionen.
Was heißt das für die Locke
rungsstrategie, die die Ministerpräsidenten vereinbart haben? Diese ist an die Inzidenzen 50 und 100 gekoppelt. Bei über 100 soll wieder die „Notbremse“gezogen und zurück in den Lockdown gegangen werden.
SPD-Politiker und Epidemiologe Karl Lauterbach ist zuversichtlich, dass der Anstieg der Inzidenzen durch die Selbsttests nur ein kurzfristiger Trend sei. Gegenüber dem „Spiegel“sagte er, dass durch viele Tests die Dunkelziffer gesenkt werden könnte und unbemerkte Übertragungswege verhindert werden würden.
Der Frankfurter Virologe Martin Stürmer sieht hingegen noch keine Anzeichen für einen Inzidenzanstieg durch die Tests. Man müsse sich die Frage stellen, ob man überhaupt von jetzt auf gleich so viel mehr Tests werde durchführen können, sagte er „ZDF Heute“. Er empfiehlt den Blick auf die Positiv-Quote. Diese liegt laut RKI-Chef Lothar Wieler am Freitag konstant bei sechs Prozent.
Deutliche Kritik an den Selbsttests kommt von Infektiologe Matthias Schrappe. Im Interview mit der „Welt“sagt er, dass man wahrscheinlich eher damit beschäftigt sein werde, die falsch negativen und falsch positiven Ergebnisse herauszusortieren.
Diesen Punkt sieht Karl Lauterbach wiederum nicht. Er verweist auf eine Untersuchung an englischen Schulen, nach der der Anteil von falsch positiv getesteten Kindern bei Antigentests sehr gering war.
Aber auch die Fokussierung auf die Inzidenzwerte sieht Schrappe kritisch. „Eine Melderate von 50 hat heute eine völlig andere Bedeutung als im vergangenen Herbst“, so der Infektiologe. „Heute betrifft die Infektion vor allem die Jüngeren, mit weitaus niedrigerem Risiko für schwere Krankheitsverläufe.“
Hamburg meldete am Freitag 339 neue Infektionen mit dem Coronavirus. Die Sieben-Tage-Inzidenz hat sich damit auf 86,7 erhöht. Zuletzt war dieser Wert am 31. Januar höher gewesen.