Hamburger Morgenpost

Passt überragend zu St. Pauli“

EX-FANLIEBLIN­G Er lebt in Paderborn und feiert Kiezklub-Siege

- STEFAN KRAUSE stefan.krause@mopo.de

Und plötzlich war’s vorbei. Ohne große Ankündigun­g, ohne Buhei und Brimborium verschwand er im Sommer 2017 von der Fußball-Bildfläche und ward im Anschluss nicht mehr gesehen. Aber was macht Sebastian Schachten eigentlich jetzt? Das anstehende Duell zwischen dem FC St. Pauli und dem SC Paderborn am Montag ist ein geeigneter Anlass, dem mal auf den Grund zu gehen.

„Mir geht’s den Umständen entspreche­nd gut”, erzählt der wie nahezu immer gut gelaunte Schachten beim Telefonat mit der MOPO. „Ich bin zu 90 Prozent mit meinem BWL-Studium durch und froh, wenn ich das in drei, vier Monaten abgeschlos­sen habe.” Mit Frau Simone und Sohnemann Eliah (8) lebt der einstige Millerntor-Fanlieblin­g in Paderborn, zum Fußball hat er nur noch rudimentär­en Kontakt: Sein Junge kickt in einem kleineren Klub, Schachten selbst gar nicht mehr. Aber der Abschied soll nur einer auf Zeit sein.

„Ich vermisse das alles schon sehr“, gesteht der inzwischen 36-Jährige, der in anderer Funktion eine Rückkehr anstrebt. Die DFB-Elite-Jugend-Lizenz im Trainerber­eich hat er bereits erworben, als nächstes steht die A-Lizenz an. „Ich möchte schon gern wieder aktiv in Sachen Fußball werden“, sagt der ehemalige Rechtsvert­eidiger, der zwischen 2011 und 2015 97-mal in Braun und Weiß aufgelaufe­n ist und dabei zehn Treffer erzielt hat. Wobei er mit einigen aktuellen Entwicklun­gen schon fremdelt.

Die legendäre Taktik-Analyse von Nürnbergs Coach Robert Klauß nach der Heimpleite gegen St. Pauli hat auch einen Ex-Profi wie ihn sprachlos zurückgela­ssen. „Da habe ich gedacht: Ich habe zwar Abitur, aber ich verstehe es nicht mehr“, erzählt er, ohne Klauß damit kritisiere­n zu wollen. „Aber es muss doch möglich sein so etwas zu sagen wie: Wir haben uns die Lunge aus dem Leib gelaufen und in der 90. Minute einen reingestoc­hert, da ist das Stadion explodiert“, findet Schachten.

Oder in Corona-Zeiten das eigene Wohnzimmer. Wie in dem Moment, als Daniel-Kofi Kyereh das Siegtor im Derby gegen den HSV erzielte. „Das habe ich zu Hause schön gefeiert“, erzählt Schachten lachend. Zu St. Pauli hat er weiterhin eine spezielle Bindung, auch wenn es im aktuellen Kader keine Bezugspers­onen mehr gibt. Mit Ex-Physio Ronald Wollmann oder Zeugwart Siggi Krahl hat er aber weiterhin Kontakt, die sportliche Entwicklun­g verfolgt er interessie­rt. „Es macht Spaß, ihnen zuzuschaue­n“, sagt er und hat große Achtung vor einem Spieler im Speziellen: „Guido Burgstalle­r passt überragend zu St. Pauli. Wahnsinn, wie der sich reinhaut. Die anderen ziehen sich an ihm hoch.“

Ein Profi der alten Schule, genauso wie sein Kumpel

Uwe Hünemeier, 35-jähriger Routinier des SC Paderborn. „Wir haben erst vor ein paar Tagen telefonier­t, er ist einer der wichtigste­n Spieler dort. Klasse, dass er noch mal verlängert hat.“Und es am Montag mehr oder minder direkt mit Burgstalle­r zu tun bekommt.

Schachten wird sich das Spiel natürlich anschauen, das Vorprogram­m liefert er gar höchstpers­önlich: Bei FCSt.Pauli.tv wird er via Videokonfe­renz mit Ewald Lienen diskutiere­n und freut sich drauf: „Das wird bestimmt lustig.“

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