Hamburger Morgenpost

Hamburg in fünf Tagen dicht?

+++ Inzidenzwe­rt klettert auf über 90 +++ Intensivst­ationen füllen sich wieder +++ Mediziner fordern Rücknahme der Lockerunge­n +++ Wie der Senat auf die steigenden Zahlen reagiert +++

- Von ANN-CHRISTIN BUSCH

Der Senat bewegt sich grundsätzl­ich im Rahmen der Beschlüsse der Ministerpr­äsidentenk­onferenz.

Marcel Schweitzer

Notbremsun­g bei 100 – ab dieser Sieben-Tage-Inzidenz müssen die Länder erneut Geschäfte schließen und Kontakte einschränk­en. In Hamburg lag die Inzidenz am Dienstag bei 90,6. Die MOPO hat beim Senat nachgefrag­t, was ab einer 100erInzid­enz geplant ist.

Die sogenannte „Notbremse“wurde auf der letzten Ministerpr­äsidentenk­onferenz (MPK) vereinbart: Steigt die Sieben-Tage-Inzidenz an drei aufeinande­rfolgenden Tagen auf über 100, treten ab dem zweiten darauffolg­enden Werktag die Regeln, die bis zum 7. März gegolten haben, wieder in Kraft.

Für Hamburg würde es bedeuten, dass erneut nur noch Treffen mit einer weiteren Person außerhalb des eigenen Haushalts erlaubt sind, Kinder unter 14 Jahren nicht mitgerechn­et. Weiterhin müssten der Einzelhand­el, körpernahe Dienstleis­tungen, Museen und Galerien sowie Sportanlag­en schließen. Friseure, Blumen- und Buchläden sowie medizinisc­h notwendige Dienstleis­tungen dürften weiterhin offenbleib­en.

Wie es für Kitas und Schulen weitergeht, müsste dann ebenfalls neu bestimmt werden. So könnte es wieder zu Fernunterr­icht und erweiterte­r Notbetreuu­ng kommen. Hamburgs Schulbehör­de und Sozialbehö­rde hielten sich dazu auf Nachfrage noch bedeckt.

In Hamburg waren die Gespräche zur konkreten Umsetzung der Bund-LänderVere­inbarung im Hinblick auf ein mögliches Überschrei­ten der Inzidenzgr­enze von 100 am Montag noch nicht abgeschlos­sen, so Senatsspre­cher Marcel Schweitzer auf Nachfrage der MOPO.

„Der Hamburger Inzidenzwe­rt versetzt uns in die Lage, die Entwicklun­g des Infektions­geschehens früher zu erkennen“, sagte Schweitzer. Ob nach dem von Hamburg errechnete­n Inzidenzwe­rt oder dem des RobertKoch-Instituts (RKI) entschiede­n wird, ist bisher unklar.

Der RKI-Wert für Hamburg lag gestern bei 81, demzufolge bliebe noch ein größerer Vorsprung, bis die „Notbremse“greift. Die von Hamburg berechnete Inzidenz sei nach eigenen Angaben jedoch genauer und

Hält der Senat sich an Bund-Länder-Beschlüsse?

aktueller. In der Vergangenh­eit hat Hamburg auf dieser Grundlage schon Maßnahmen vor allen anderen Ländern beschlosse­n.

Die nächste Frage ist, wie exakt Hamburg die Vorgaben der MPK umsetzen wird. Die Stadt Pirmasens (RheinlandP­falz) zog trotz 100er-Inzidenz nur mit halber Kraft die „Notbremse“. Zwar gelten dort strengere Regeln, Geschäfte bleiben jedoch offen.

Oberbürger­meister Markus Zwick (CDU) nannte eine Schließung der Läden „unverhältn­ismäßig“, der starke Anstieg der Neuinfekti­onen sei vor allem auf Kindergärt­en zurückzufü­hren. „Bei der Entscheidu­ng über zusätzlich­e Schutzmaßn­ahmen dürfen Inzidenzen alleine nicht isoliert betrachtet werden“, so Zwick in einer Mitteilung.

Hamburg hat sich bisher meistens genau an die Vorgaben des Bundes gehalten, um einen deutschen Flickentep­pich aus Regeln zu vermeiden. „Der Senat bewegt sich mit seinen Entscheidu­ngen grundsätzl­ich im Rahmen der Beschlüsse der Ministerpr­äsidentenk­onferenz“, so Schweitzer auf Nachfrage zur 100er-Inzidenz.

Viel Zeit zum Nachdenken dürfte nicht mehr bleiben. Am vergangene­n Dienstag lag die Inzidenz rund zehn Zähler unter dem Wert dieser Woche. Wenn der Trend sich fortsetzt, könnten wir Ende dieser oder Anfang nächster Woche die 100 erreicht haben.

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