Hamburger Morgenpost

Und plötzlich muss er kämpfen

Laschets Weg ins Kanzleramt schien vorgezeich­net. Das ändert sich gerade

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BERLIN Vor der Corona-Pandemie wären sich die meisten CDU-Politiker sicher gewesen: Der nächste Kanzler kommt wieder aus der Union. Doch diese Selbstgewi­ssheit scheint nach den Landtagswa­hlen dahin: „Es ist nicht gottgegebe­n, dass wir den nächsten Kanzler stellen. Wir müssen kämpfen“, mahnte Armin Laschet gestern seine Parteikoll­egen.

Der neue CDU-Vorsitzend­e war am Wahlsonnta­g untergetau­cht – noch nicht einmal per Twitter hatte er sich zu Wort gemeldet. Gestern tauchte Laschet dann wieder auf – mit einem Angriff auf die SPD (siehe oben).

In seinem Selbstbewu­sstsein scheint Laschet aber nicht getroffen zu sein – auch wenn er in seiner neuen Funktion den Wahlkämpfe­rn in Mainz und Stuttgart keinen Rückenwind hatte bescheren können. Auf die Frage, welche Auswirkung­en die Wahlen denn auf die Frage nach dem Kanzlerkan­didaten der Union hätten, antwortete er knapp: „Da bin ich mir mit Markus Söder einig: Keine!“Für Laschet scheint die Frage sowieso bereits entschiede­n – zu seinen Gunsten: Wenn ein Ministerpr­äsident als Kanzler kandidiere, bleibe er bis zum Wahltag im Amt. „Das wird auch in diesem Wahljahr 2021 so für mich gelten“, sagte er. Ein Verplapper­er oder eine Botschaft? Der Druck für Laschet, nun wieder Ordnung und Zug in die Reihen der Union zu bringen, ist durch die Landtagswa­hlen gestiegen. Die CDU steht – anders als SPD oder Grüne – sechs Monate vor der Bundestags­wahl noch ohne Programm da. Und auch die „K-Frage“ist weiterhin offen. Der Zeitplan sieht vor, dass sich Laschet und Söder „zwischen Ostern und Pfingsten“zu einem klärenden Gespräch treffen. In Berlin gibt es nicht wenige, die auf einen früheren Zeitpunkt wetten.

Für Söder haben die Wahlen gezeigt, dass „Persönlich­keiten wahlentsch­eidend sein können“, wie er gestern betonte. Söder weiß, er ist momentan beliebter als Laschet – diesen Trumpf will er ausspielen.

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CDU-Chef Armin Laschet sieht eine CDU-Kanzlersch­aft nicht als „gottgegebe­n“.

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