BKA spricht von einem „riesigen Netzwerk“
GROSSRAZZIA
Mit einer Razzia ist die Bundespolizei gestern gegen eine mutmaßliche deutschvietnamesische Schleuserbande in Hamburg, Berlin und Timmendorfer Strand vorgegangen. Die Verdächtigen sollen Vietnamesinnen, die illegal nach Deutschland kamen, zur Prostitution gezwungen haben. Rund 160 Polizisten waren im Einsatz.
Eine 43 Jahre alte Vietnamesin wurde als mutmaßlicher Kopf der Bande in ihrer Wohnung in Berlin festgenommen, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Im Fokus standen laut Bundespolizei auch eine 25-jährige Vietnamesin und ein 64-jähriger Deutscher. Ermittelt wird wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Einschleusens von Ausländern sowie der Zwangsprostitution.
Zu den durchsuchten Räumen in Berlin zählten auch Massagesalons und Nagelstudios. „Wir haben Hinweise darauf, dass sie auch als Bordelle benutzt wurden“, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Ziel sei es auch, diese Form der Zwangsprostitution zu beenden und die Frauen aus den Abhängigkeiten zu befreien sowie Beweise zu beschlagnahmen, sagte der Sprecher.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) teilte mit: „Es ist ein gutes Zeichen, dass wir nicht nur auf die schauen, die aufgrund ihres MachoGehabes in den politischen und medialen Fokus rücken. Bei allem Öffentlichkeitsdrang der Personen aus dem Bereich der Clankriminalität sollten wir beim Ressourceneinsatz nie vergessen, dass es auch andere Player in der Organisierten Kriminalität gibt, die schwerste Straftaten begehen.“
Einen Zusammenhang mit parallel laufenden Durchsuchungen wegen Schleuserkriminalität in Thüringen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern gab es nicht.
Das Bundeskriminalamt hatte Berlin kürzlich als „Dreh und Angelpunkt“vietnamesischer Menschenhändler in Westeuropa bezeichnet. Die Opfer müssten die Kosten für die Schleusung in Höhe von 10 000 bis 20000 Euro abarbeiten – etwa in Massagesalons, Nagelstudios, der Fleischindustrie sowie der Textil- und Reinigungsbranche. Dahinter stehe „ein riesiges Netzwerk“, das „in ganz Europa aktiv“sei und „gewaltige Summen“umsetze.