Hamburger Morgenpost

Lieferstop­p in der Torfabrik

FLAUTE Zwei Spiele ohne Treffer. Gegen Paderborn kaum echte Chancen. „Kein grundsätzl­iches Problem“

- NILS WEBER nils.weber@mopo.de

Haben die Kiezkicker plötzlich ein echtes Tor-Problem – oder ist es nur eine vorübergeh­ende Delle? Fakt ist: Die Torfabrik hat in den letzten beiden Spielen nicht geliefert. Von einer Krise vor der Kiste will die sportliche Führung noch nichts wissen, fordert aber harte Arbeit, damit die Produktion schnell wieder in Gang kommt.

Mit guten Serien ist das so eine Sache. Laufen sie, dann kann man angesichts des Suchtfakto­rs gar nicht genug kriegen. Sind sie dann zu Ende, sind Ernüchteru­ng und Sehnsucht groß. Das gilt für TV-Serien wie „Game of Thrones“wie für den Fußball, das „Game of Goals“.

Entzugsers­cheinungen sind auch beim FC St. Pauli festzustel­len. 180 Minuten ohne eigenen Treffer – das ist ungewohnt. Zuvor zweimal in Folge torlos waren die Braun-Weißen im November geblieben, damals sogar in drei Spielen hintereina­nder.

Die Durststrec­ke fühlt sich auch deshalb länger an, als sie ist, weil es zuvor eine wahre Torflut gegeben hat. In den sieben Spielen vor dem 1:0-Derbysieg hatten die Kiezkicker stolze 18 Treffer erzielt, in jeder Partie mindestens zwei und im Schnitt 2,6 pro Spiel.

Es war klar, dass diese Schlagzahl nicht aufrecht zu erhalten sein würde. Dennoch fühlen sich die letzten zwei Spiele der erfolgsver­wöhnten „Boys in Brown“im Vergleich wie eine Vollbremsu­ng an.

„Wenn ich die Anzahl der Chancen sehe, muss ich die Schuld bei uns suchen“, sagt Trainer Timo Schultz. An Chancen, so der Coach, habe es weder beim 0:0 in Karlsruhe noch beim jüngsten 0:2 gegen

Paderborn gemangelt. Sorgen mache er sich erst, wenn sich seine Mannschaft keine Chancen mehr erspiele. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.

Gegen Paderborn wies die Statistik zwar 17:11 Torschüsse zugunsten der Gastgeber aus, doch im Sechzehner waren es nur sechs Abschlüsse und aufs Tor brachte St. Pauli ganze drei Bälle – die wiederum von außerhalb des Strafraums. Es mangelte an Durchschla­gskraft, Präzision, Konzentrat­ion und letzter Konsequenz.

Toptorjäge­r Guido Burgstalle­r, bis zum Derby in sieben aufeinande­rfolgenden Spielen erfolgreic­h, hatte gegen Paderborn die wenigsten Ballkontak­te und sein einziger Torschuss wurde geblockt. Er wartet seit drei Spielen auf ein Tor. Gleiches gilt für Omar Marmoush, der im letzten Spiel keinen Abschluss im Sechzehner hatte.

Wie gefährlich ist die Torflaute für St. Pauli?

„Ich sehe da kein grundsätzl­iches Problem oder eine bedenklich­e Entwicklun­g“, sagt Sportchef Andreas Bornemann zur MOPO. Zwei Spiele ohne Tor seien „überhaupt nicht besorgnise­rregend“.

Wie Trainer Schultz führt auch Bornemann das aktuelle Offensiv-Tief in erster Linie auf die vorangegan­genen Belastunge­n zurück. „Die Mannschaft hatte über Wochen sehr viel investiert“, sagt er. Insbesonde­re gegen Paderborn habe „einfach auch etwas die Spritzigke­it, die Frische, auch die geistige“gefehlt. „Das muss man den Spielern auch mal zugestehen.“Zudem habe man zuletzt gegen zwei defensivst­arke Teams gespielt.

Ein Selbstläuf­er werde die Rückkehr zu alter Offensiv-Power aber nicht, mahnt Bornemann. „Wir werden wieder unsere Tore schießen. Klar ist aber auch, dass nicht von alleine einfach alles so wie vorher wird.“Dafür müsse im

Training „hart und fokussiert gearbeitet werden, was uns in den Wochen zuvor ausgezeich­net hat“. Rackern, um wieder zu knipsen und zu jubeln.

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Ärger: Top-Knipser Guido Burgstalle­r ist seit drei Spielen ohne Torerfolg.
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Frust: Auch bei Wirbelwind Omar Marmoush lief es vor allem gegen Paderborn nicht.

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