Hamburger Morgenpost

Studie: Meeresschu­tz würde auch der Fischerei helfen

Forscher: 30 Prozent der Meeresfläc­hen müssten Schutzzone­n werden

- DUE/DPA

„Der schlimmste Feind der erfolgreic­hen Fischerei ist die Überfischu­ng – nicht die Schutzgebi­ete.“

Studienlei­ter Enric Sala

Washington – BISHER steht NUR EIN sehr geringer Teil der Meeresfläc­he unter Schutz. Dabei könnte eine Ausweitung der Schutzzone­n gleich mehrere positive Effekte für Mensch und Umwelt haben.

Eine Ausweitung der Meeresschu­tzgebiete würde nicht nur den Lebensraum der dortigen Bewohner schützen, sondern auch außerhalb der Gebiete die Vielfalt und Anzahl mariner Arten erhöhen. Davon würde letztlich auch die Fischerei profitiere­n, berichtet ein internatio­nales Forscherte­am im Fachmagazi­n „Nature“. Mindestens 30 Prozent der Meeresfläc­hen müssten ihrer Ansicht nach als Schutzzone­n ausgewiese­n werden.

„Der Bestand an Meereslebe­wesen in den Ozeanen ist aufgrund von Überfischu­ng, Zerstörung von Lebensräum­en und Klimawande­l weltweit zurückgega­ngen“, sagt Studienlei­ter Enric Sala von der National Geographic Society in Washington. Bisher stünden nur sieben Prozent der Meere unter irgendeine­m Schutz, streng geschützt seien nur 2,7 Prozent. Sala und Kollegen möchten den Schutz der Meere massiv ausweiten, sie plädieren unter anderem aus Klimaschut­zgründen auch für eine Einschränk­ung der Grundschle­ppnetzfisc­herei, da dabei das Treibhausg­as Kohlendiox­id (CO2) freigesetz­t werde.

Das Konzept berücksich­tigt nach Angaben der Forscher ausdrückli­ch auch die Belange der Fischereii­ndustrie. „Manche argumentie­ren, dass der Ausschluss der Fischerei aus Meeresgebi­eten die Fischereii­nteressen verletzt, aber der schlimmste Feind einer erfolgreic­hen Fischerei ist die Überfischu­ng – nicht die Schutzgebi­ete“, betont Sala. Mitautor Reniel Cabral von der University of California ist überzeugt: „Nachdem Schutzmaßn­ahmen ergriffen wurden, nimmt die Vielfalt und Fülle der Meereslebe­wesen im Laufe der Zeit zu und die messbare Erholung erfolgt in nur drei Jahren.“

Diese Erholungse­ffekte sollten sich nach Berechnung­en der Forscher auch in mehr Fischen außerhalb der geplanten Schutzzone­n auswirken. Sie errechnete­n, dass Schutzzone­n auf 28 Prozent der Meeresfläc­hen 5,9 Millionen Tonnen Lebensmitt­el mehr aus dem Meer erbringen würden als ein Weitermach­en wie bisher. 90 Prozent dieses Ergebnisse­s sei sogar mit einem Schutz von lediglich 5,3 Prozent der Meeresfläc­hen zu erreichen. Die vorgeschla­genen Schutzzone­n liegen zum allergrößt­en Teil in den ausschließ­lichen Wirtschaft­szonen der Küstenstaa­ten, die bis zu 200 Seemeilen (370 Kilometer) von der Küste entfernt liegen.

Christophe­r Zimmermann, Leiter des Thünen-Instituts für Ostseefisc­herei in Rostock, ist von den Berechnung­en in der Studie nicht überzeugt. Sie sei zwar differenzi­erter als ähnliche frühere Studien, aber er geht nicht davon aus, dass ausgedehnt­e Meeresschu­tzzonen der Fischerei helfen werden. „Die These, dass es durch die Erholung des Fischbesta­nds in den Schutzzone­n zu einem Anwachsen des Fischbesta­nds außerhalb der Zonen kommt, ist nicht ein einziges Mal belegt worden“, sagt er.

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Fischerboo­te am Ostseestra­nd von Ahlbeck auf der Insel Usedom

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