Hamburger Morgenpost

„Ich bin komplett der, der ich bin“

TIME MAGAZINE Elliot Page ist erster Transgende­r-Mann auf dem Cover

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NEW YORK – Es ist seine ganz persönlich­e Befreiungs­geschichte, die nun auch noch eine ganz besondere Bühne kriegt: Der kanadische Schauspiel­er Elliot Page (34) ziert als erster Transgende­r-Mann den Titel des weltberühm­ten „Time“-Magazins. Im Interview erzählt Page, dessen weiblicher Name einst Ellen war, von der Abnahme seiner Brüste und nennt diesen drastische­n Schritt „nicht nur lebensverä­ndernd, sondern lebensrett­end“.

Im Dezember vergangene­n Jahres hatte Page verkündet, Transgende­r zu sein und von nun an mit dem Namen Elliot leben zu wollen. Was da noch keiner wusste: Während die Nachricht um die Welt ging, erholte er sich gerade von seiner Brustabnah­me in Kanada.

Im „Time“-Interview erzählt Page nun, dass es ihm erst durch den Eingriff wieder möglich war, sich selbst im Spiegel zu erkennen. „Es hat mein Leben komplett verändert“, so der 34-Jährige, der 2007 – als Ellen – durch den Film „Juno“berühmt wurde und dafür sogar für einen Oscar nominiert war.

Das Gefühl, im falschen Körper zu leben, begleitet den Transgende­r-Mann seit Kindestage­n. Bereits mit neun habe er seine Haare abgeschnit­ten und sich eher männlich gefühlt: „Ich wollte ein Junge sein. Ich fragte meine Mutter, ob ich eines Tages einer sein könnte.“Aber: Bereits mit zehn stieg Page in die Schauspiel­branche ein und „musste auf eine bestimmte Art und Weise aussehen“. So fing Page an, Perücken zu tragen, ließ sich für Mädchenrol­len die Haare dann wieder wachsen – und wurde als Ellen berühmt.

Bereits 2014 outete Page sich als lesbisch und sagte in einer emotionale­n Rede auf einer Konferenz der Human Rights Campaign: „Ich habe es satt, mich zu verstecken.“Im vergangene­n Jahr ging Page dann den ganz großen Schritt: Ab jetzt war er Elliot – und wurde noch mal mehr zu einem der prominente­sten Gesichter

der LGBTQ-Community in Hollywood.

Doch für Page ist es bis heute kein einfacher Weg. Im Interview erzählt er, unter Depression­en, Angstzustä­nden und Panikattac­ken gelitten zu haben. Für ihn sei es oft schlichtwe­g erschöpfen­d gewesen, „einfach nur zu existieren“.

Die Corona-Pandemie brachte aber dann den Wendepunkt, denn in der Isolation habe er viel Zeit gehabt, „um mich auf Dinge zu konzentrie­ren, die ich in vielerlei Hinsicht unbewusst vermieden habe. Ich war endlich in der Lage, mein Transgende­r-Sein zu akzeptiere­n und mich voll und ganz zu dem werden zu lassen, was ich bin.“Und genau das will Page auch mit dem „Time“-Titel deutlich machen, zu dessen Überschrif­t „Ich bin komplett der, der ich bin“nicht mehr viel hinzuzufüg­en ist.

Heute, nach seiner Brust-Abnahme, gebe es für den Schauspiel­er „nichts Schöneres, als sich so zu fühlen, wie ich mich jetzt fühle“.

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Elliot Page in seinem neuen Leben als Mann

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