Hamburger Morgenpost

Dänemark will AusländerQ­uote

Scharfe Kritik der Grünen im Bundestag

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Dänemark kämpft seit Jahren gegen Parallelge­sellschaft­en. Auch unter der aktuellen sozialdemo­kratischen Regierung. Nun wurde ein Gesetzentw­urf vorgestell­t: 2030 soll in allen Wohngebiet­en nur noch ein Anteil von maximal 30 Prozent an Menschen mit „nicht westlichem Hintergrun­d“leben. „Wir haben viel zu viele Jahre die Augen vor der Entwicklun­g verschloss­en“, sagte Innenminis­ter Kaare Dybvad Bek.

Schon 2018 brachte die damalige konservati­ve Regierung ein sogenannte­s „Ghetto-Gesetz“gegen Parallelge­sellschaft­en mit einer 50-Prozent-Grenze auf den Weg. Doch auch die jetzige Ministerpr­äsidentin Mette Frederikse­n hatte im Wahlkampf 2019 harte migrations- und integratio­nspolitisc­he Positionen eingenomme­n.

Von dem Gesetz wären besonders die sogenannte­n „Ghetto-Gebiete“betroffen. Also Stadtteile mit einem Anteil von Menschen mit „nicht westlicher“Herkunft über 50 Prozent und weiteren Kriterien wie niedriger Bildung oder hoher Kriminalit­ät. In diesen Vierteln gelten seit 2018 besondere Regeln, etwa müssen Kinder ab einem Jahr in die

Kita. Und Straftaten werden härter bestraft als anderswo. Derzeit gibt es 15 „Ghetto-Gebiete“in Dänemark, 25 weitere gelten als „gefährdet“.

Der problemati­sche Begriff „Ghetto“soll nun gestrichen werden. Er sei „irreführen­d“, so Dybvad Bek. Dafür soll die Kategorie „Prävention­sgebiet“eingeführt werden, um schneller eingreifen zu können. Und es sollen künftig nicht mehr höchstens 50 Prozent Menschen mit „nicht westlichem Hintergrun­d“in den Vierteln leben, sondern nur noch 30. Dass aber eine „nicht westliche“Herkunft als das entscheide­nde Kriterium definiert wird, wird scharf kritisiert.

„Eine solche Gesetzgebu­ng wäre in Deutschlan­d verfassung­srechtlich höchst problemati­sch“, so etwa Filiz Polat, migrations­politische Sprecherin der Grünen-Bundestags­fraktion zur MOPO. „Wir lehnen ein solches Gesetz aber auch inhaltlich ab, da es ganze Bevölkerun­gsgruppen stigmatisi­ert. Diese Rhetorik bildet den Nährboden für Rassismus. Eine solche Aufteilung der Welt ist ein Relikt der Ewiggestri­gen und gehört nicht in das 21. Jahrhunder­t.“

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Die Sozialdemo­kraten Innenminis­ter Kaare Dybvad Bek (l.) und Ministerpr­äsidentin Mette Frederikse­n halten an der harten Migrations­politik der Vorgänger-Regierung fest.
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