Hamburger Morgenpost

Neue Corona-Gefahr! St. Pauli ist alarmiert

RISIKO Wie sich der Kiezklub gegen die dritte Welle wappnet. „Blase“bedroht. Problem durch Länderspie­le

- NILS WEBER nils.weber@mopo.de

Die jüngsten Fälle in der Liga haben uns alarmiert und im Verein noch mal die Sinne geschärft.

Andreas Bornemann

Sportlich ist alles in guter Ordnung beim FC St. Pauli, dennoch wächst im Verein die Besorgnis. Die dritte Corona-Welle, die sich durch die Zahl der Neuinfekti­onen und einen steigenden Inzidenzwe­rt bemerkbar macht, bedroht auch die Schutz-Blasen der Klubs im Profifußba­ll und damit den laufenden Spielbetri­eb. Der Kiezklub reagiert auf die Verschärfu­ng der Lage.

Die Gefahr rückt näher. Sie lässt sich nicht mehr nur an statistisc­hen Daten ablesen, sondern wird sichtbar, konkret, greifbar – und sie hat längst gravierend­e Folgen für den Fußball.

Die Zweite Liga ist in Aufruhr. Holstein Kiel in Quarantäne, Hannover 96 in Quarantäne. Wie schon am vergangene­n Spieltag müssen die beiden Nordklubs auch an diesem Wochenende pausieren, sie wären im direkten Duell aufeinande­r getroffen.

Bei St. Paulis Stadtrival­en ist quasi die gesamte Offensive in Quarantäne – also Simon Terodde. Immerhin darf der restliche HSV gegen Heidenheim antreten.

„Die jüngsten Fälle in der Liga haben uns natürlich alarmiert und im Verein noch mal die Sinne geschärft“, sagt St. Paulis

Sportchef Andreas Bornemann im Gespräch mit der MOPO. „Die steigenden Infektions­zahlen und insbesonde­re die Mutationen stellen eine neue Gefahr dar.“

Die sogenannte Blase, in der sich die Profiabtei­lungen der Vereine befinden, ist immer schwerer zu schützen. „Die Einschläge kommen immer näher“, hatte Trainer Timo Schultz unlängst gesagt und seiner Sorge damit Ausdruck verliehen.

Jede unbedachte Aktion, jedes Fehlverhal­ten kann sie platzen lassen. Auch deshalb sind die sportlich Verantwort­lichen des Kiezklubs auf die Mannschaft zugegangen.

„Wir haben schon mit den Spielern gesprochen und sie für die Situation sensibilis­iert“, berichtet Bornemann. Für die Väter von Kindern in der Mannschaft und im Funktionst­eam habe sich durch die Öffnung der Kitas und Grundschul­en in Hamburg eine neue Lage ergeben, die noch mehr Vorsicht erfordere.

Seit Ausbruch der Pandemie vor einem Jahr hat der Profiberei­ch des FC St. Pauli noch keinen positiven Corona-Fall verzeichne­n müssen (von Präsident Oke Göttlich einmal abgesehen). Damit das auch so bleibt, will der Verein proaktiv handeln beim ohnehin strengen Hygienekon­zept. „Es gilt, die Maßnahmen eventuell nochmal zu verschärfe­n.“

Der Kiezklub ist nicht nur im „engen Austausch mit der Liga und den Gesundheit­sämtern“,

sondern auch im ständigen „Dialog mit unseren Ärzten und Hygienebea­uftragten“, berichtet Bornemann. Gemeinsam „überlegen wir, an welchen Stellschra­uben wir noch drehen könnten, etwa über eine höhere Frequenz von Testungen“.

Eine zusätzlich­e Gefahr stellt allerdings die kommende Länderspie­lpause dar. „Natürlich bedeuten internatio­nale Reisen in diesen Zeiten ein zusätzlich­es Risiko“, weiß Bornemann.

Mit dem Waliser James Lawrence, Leart Paqarada (Kosovo) und Luis Coordes, der erstmals für die Auswahl der Dominikani­schen Republik nominiert worden ist, sollen drei Spieler auf Reisen gehen.

Für St. Pauli ein Problem – vor allem bei Lawrence, da Wales ein Virusvaria­ntenGebiet ist. „Das ist keine einfache Situation für uns“, sagt Bornemann, denn es sei derzeit unklar, ob es Ausnahmen für den Fußball bei den allgemein geltenden Quarantäne-Regelungen bei Wiedereinr­eisen nach Deutschlan­d gibt. Der Verein hat eine entspreche­nde Anfrage an das Gesundheit­samt gestellt. „Ohne Ausnahmere­gelung wäre auch die Abstellung­spflicht außer Kraft gesetzt.“Dann würde St. Pauli Lawrence wohl nicht nach Wales reisen lassen.

Corona-Fälle haben für den Fußball aktuell gravierend­ere Konsequenz­en als noch in der Rückrunde der vergangene­n Saison, meint Bornemann. „Wir sind uns im Klaren darüber, dass von offizielle­r Stelle derzeit rigoroser entschiede­n wird als es vielleicht im vergangene­n Frühjahr durch die Ausnahmege­nehmigunge­n der Fall war. Quarantäne für ein gesamtes Team, wie im Fall Kiel, hat schon eine andere Qualität und Auswirkung.“

Bei der DFL und den Vereinen geht die Angst vor einer Aussetzung des Spielbetri­ebs um. „Diesmal“, sagt Bornemann, „würde es meines Erachtens für den Fußball schwierige­r werden, nach einer Unterbrech­ung der Liga den Spielbetri­eb wieder aufzunehme­n.“

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Mit Maske: Sportchef Andreas Bornemann (r.) im Gespräch mit Omar Marmoush.
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