Hamburger Morgenpost

Roboter: Das ist der „dritte Arm“für die Pflege

Die Maschinen sollen als Medizinpro­dukt zugelassen werden und das Personal entlasten

-

Roboterarm­e, die alte Menschen in einen Rollstuhl heben können oder Getränke einschenke­n und zum Mund führen, solche Art der Unterstütz­ung gibt es in der Pflegebran­che bislang kaum. Ein Forscherte­am aus Bremen und Niedersach­sen will das ändern und sieht in Roboterarm­en große Chancen.

Die Forscher aus Bremen, Oldenburg und Osnabrück entwickeln gemeinsam mit der Johanniter-Unfall-Hilfe Robotiksys­teme für Pflegebett­en, wie das Deutsche Forschungs­zentrum für Künstliche Intelligen­z in Bremen mitteilte. Die Forscher konzentrie­ren sich dabei auf einen als Medizinpro­dukt zugelassen­en Roboterarm, der als eine Art dritte Hand verwendet werden kann.

Das Gerät mit drei „Fingern“wird auf einem Beistellti­sch installier­t und kann vom Bett aus etwa über einen Joystick gesteuert werden. So können sich Patientinn­en und Patienten Getränke eingießen oder Dinge vom Nachttisch holen. Ziel der Wissenscha­ftler ist es, die Steuerung des Arms so zu verfeinern, dass er für Pflegebedü­rftige einfach bedienbar ist.

Auch beim Umsetzen von Menschen, etwa vom Bett in den Rollstuhl, könnten robotische Systeme helfen. Dafür arbeiten die Forscher der Uni Oldenburg an einem zweiten Roboterarm, der das Pflegepers­onal bei körperlich herausford­ernden Umlagerung­en entlasten soll. Dieser Arm ist für die Zusammenar­beit mit Menschen zugelassen.

Roboterarm­e, wie sie in dem Projekt benutzt werden, gibt es den Forschern zufolge bislang nicht in der Pflege, sondern vor allem in der Industrie. Eine Hürde für den Einsatz in der Pflege: „Die Technik-Akzeptanz ist ein ganz großes Feld, ein ganz großes Problem“, sagte Daniel Dorniok von der Universitä­t Oldenburg. „Es bringt nichts, wenn wir technisch etwas erfinden, was auch gut funktionie­rt, aber niemand es einsetzt, weil die Akzeptanz fehlt.“Um herauszufi­nden, wie Robotersys­teme für die Pflege gestaltet sein müssten, befragen die Wissenscha­ftler Pflegekräf­te und Gepflegte. Da die Roboterarm­e auf viele Menschen abschrecke­nd wirken, brauche es viel Informatio­n und Anleitung.

Zum Abschluss des Projektes im Jahr 2023 wollen die Wissenscha­ftler einen Demonstrat­or aufbauen, der zeigt, wie robotische Systeme mit Künstliche­r Intelligen­z in der Pflege eingesetzt werden könnten. Dass bald an jedem Pflegebett Roboterarm­e stehen, ist mit Blick auf die Preise unrealisti­sch. Den Forschern zufolge kostet der kleine Roboterarm mindestens 17 000 Euro, der große je nach Ausstattun­g zwischen 25 000 und 50 000 Euro. Aber: „Die Preise, die wir jetzt im Forschungs­kontext für dieses Thema aufrufen, die sind absolut nicht vergleichb­ar mit den Preisen, die dann irgendwann am Markt sind“, so Wissenscha­ftler Niels Will. Das Bundesfors­chungsmini­sterium fördert das dreijährig­e Projekt mit dem Namen Adamekor mit rund 1,8 Millionen Euro.

 ??  ?? Forscher Serge Autexier neben einem Roboterarm, der in der Pflege zum Einsatz kommen könnte
Forscher Serge Autexier neben einem Roboterarm, der in der Pflege zum Einsatz kommen könnte
 ??  ?? Ein Roboterarm gießt bei einem Versuch Wasser in einen Becher.
Ein Roboterarm gießt bei einem Versuch Wasser in einen Becher.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany