Hamburger Morgenpost

Kohle machen mit Cristiano Ronaldo

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Mit Aktien kann man viel Geld verdienen – aber genauso kann man eine Menge Geld verlieren. Soll ich mich trotzdem trauen? Undistesni­chtlängstz­u spät zum Einsteigen? Mit „Ohne Aktien wird schwer“gibt es jedes Wochenende in der MOPO aktuelle Themen und Trends an der Börse. Diesmal geht’s unter anderem um VW, die sogenannte SektorRota­tion, Kolonialha­ndel und die große Welt des Sportes.

1. Aktienmark­t: SPAC Attack

SPACs sind der große Börsenhype, vor allem in den USA. Allein dieses Jahr drängen 1000 SPACs an die Börse. Sie werden den Großteil aller Börsengäng­e ausmachen. Zum Vergleich: Es gibt in Amerika insgesamt 5000 börsennoti­erte Firmen. Aber was sind denn SPACs überhaupt?

Ein SPAC (Special Purpose Acquisitio­n Company) ist eine Mantelgese­llschaft, die quasi als leere Hülle an die Börse gebracht wird. Das Ziel: Mit dem Geld des Börzusätzl­ichem sengangs und Fremdkapit­al innerhalb von zwei Jahren eine andere Firma übernehmen und so an die Börse bringen. Virgin Galactic (Raumfahrt), Draft(Sportwette­n) Kings und der Playboy sind dafür Beispiele.

Als Anleger ist Vorsicht geboten. In den letzten Jahren lag die Rendite bei den SPACs, die erfolgreic­h eine Firma übernommen haben, nur bei minus 20 Prozent. Reguläre IPOs brachten es im gleichen Zeitraum auf plus 37 Prozent. Zudem ist zweifelhaf­t, ob es genug geÜbernahm­ekandidaei­gnete ten gibt. Der SPAC-Hype könnte Zeichen einer Spekulatio­nsblase sein.

2. Stock Picking

Die meisten und oft auch die besten Börsen-Geschichte­n handeln von konkreten Firmen. Sollte man deswegen auch

Stock Picking betreiben, also in einzelne Aktien investiere­n? Oder ist es sinnvoller auf ETFs zu setzen, in denen viele verschiede­ne Firmen enthalten sind?

Die Antwort ist eindeutig: Finanziell gesehen ist es keine gute Idee, nur auf einzelne Aktien zu setzen. Selbst die Bilanz absoluter Profis sieht mau aus. In den letzten elf Jahren gelang es nur sieben Prozent der aktiFondma­nager, ven ein besder seres Ergebnis als Index ihres jeweiligen Vergleichs­erzielen. marktes zu

Gerade haben Stock Pi-

cker etwas bessere Chancen. Die Sektor-Rotation (die Abwechslun­g boomender Branchen, Anm. d. Red.) mischt die Karten neu. Bei der Umschichtu­ng von Kapital vor allem aus Tech-Werte nin Richtung klassische­rer Value-Titel könnten sie kurzfristi­g ausnahmswe­ise mal besser abschneide­n. Auf Dauer aber ist ein ETF auf einen Index zwar vielleicht etwas langweilig­er, aber finanziell die deutlich bessere Wahl. 3. Ist VW jetzt Tesla-Jäger?

Volkswagen schreibt die Story dieser Börsenwoch­e. Die Aktie stieg um etwa 15 Prozent und beflügelte den DAX zu neuen Rekorden. VW ist wieder vor SAP und aktuell die wertvollst­e Firma in Deutschlan­d. Was ist passiert?

VW hat in Rahmen eines „Power Days“seine Zukunftspl­äne verkündet: Das Unternehme­n setzt voll auf E-Mobilität und strebt an, in fünf Jahren weltweit die Nummer eins zu sein. Dafür investiert VW in eigene Batteriewe­rke und in Ladeinfras­truktur.

Auch die IT-Abteilung soll auf 10 000 Mitarbeite­r wachsen. Das würde VW zu einem der größten Softwareun­ternehmen Europas machen.

Diese Pläne kamen gut an. In amerikanis­chen Börsenmedi­en wurde VW als innovativ und zukunftsor­ientiert porträtier­t. Der Autobauer könne schon in Kürze Tesla bei den ausgeliefe­rten Elektroaut­os überholen. Die Aktie sei aber relativ günstig: Das Market Cap (Gesamtwert der im Umlauf befindlich­en Aktien eines Unternehme­ns, Anm. d. Red.) von VW ist weiterhin nur ein Viertel von Tesla. Das führte zu einer sprunghaft­en zusätzlich­en Nachfrage gerade von Kleinanleg­ern aus den USA nach VW-Aktien. Die Börsenstor­y dreht also gerade von „Dieselskan­dal“zu „Tesla-Jäger“.

4. Die Niederland­e – schneller aus der Krise?

Wo wurden eigentlich Aktien erfunden? In den Niederland­en! 1602 wurden die ersten Aktien ausgegeben, um den äußerst risikoreic­hen Kolonialha­ndel zu finanziere­n. Kamen die Schiffe aus Ostindien mit Gewürzen beladen doch wieder zurück, wurde eine „gepfeffert­e“Dividende gezahlt.

Der holländisc­he DAX heißt AEX. Im Index sind mit Unilever, Shell, Prosus und ASML gleich vier Firmen, deren Market Cap größer ist als der von VW. Dazu gesellen sich Heineken, ING, Philips oder Adyen. Warum ist das interessan­t? Die holländisc­hen Firmen sind wettbewerb­sstark und über viele Branchen verteilt. Das zeigt sich im AEX, er stieg seit Jahresbegi­nn um 8 Prozent. Mit einem ETF kann man auf weiteres Wachstum wetten.

Die Niederland­e sind groß genug, um im Wettbewerb zu bestehen, und klein genug, um wendig zu sein. Ein Beispiel ist die Impfkampag­ne. Zwar wurde spät begonnen, aber bereits Ende Juli sollen alle Bürger mindestens einmal geimpft sein. Unser Nachbar könnte schneller wieder in die Spur finden und einen Post-Corona-Aufschwung erleben. 5. ManUnited, Dortmund und die Formel 1 kaufen?

Profisport ist die große globale Emotions- und Aufmerksam­keitsmasch­ine. Seit Mittwoch gibt es einen ETF, mit dem man auf das Sport-Biz setzen kann. Der „MVP ETF“investiert das Geld seiner Anleger in Teams wie die New York Knicks, die Atlanta Braves, Manchester United, Fenerbahce Istanbul, Juve oder den BVB, in ganze Ligen wie die Formel 1, in Medien und in Sportbekle­idung.

Das könnte eine gute Idee sein, denn laut einer Studie wächst der globale Sportmarkt stark. Die Gründe: Sportteams werden zu immer höheren Preisen gehandelt, TV- und Streamingr­echte verteuern sich im Kampf um unsere Aufmerksam­keit und das Geschäft mit Sportwette­n wird in vielen Ländern weiter legalisier­t. Der letzte Schub könnte mit der Rückkehr der Fans in die Stadien der Welt kommen.

Impulskäuf­e sind oft keine gute Idee und können zu einem Kaufkater führen. Dieses Wochenende besteht dafür keine Gefahr: Der „MVP ETF“wird aktuell noch nicht in deutschen Trading-Apps angeboten. Den Sportmarkt sollte man aber im Auge behalten. Ob eine Aktien nach oben oder nach unten geht, kann niemand sagen. Was wir aber sicher sagen können: Die Börse produziert jeden Tag spannende Geschichte­n. Davon erzählen wir montags bis freitags immer morgens im „Ohne Aktien wird schwer“-Podcast: ohneaktien­wirdschwer.de und https://sptfy.com/i3YH

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Blüht Anlegern da Gutes? Die Niederland­e könnten die Corona-Krise schneller als andere Länder meistern – und holländisc­he Unternehme­n einen Aufschwung erleben.
Für Aktien von Sportverei­nen wie Cristiano Ronaldos Klub Juventus Turin gibt es neuerdings einen eigenen ETF. Blüht Anlegern da Gutes? Die Niederland­e könnten die Corona-Krise schneller als andere Länder meistern – und holländisc­he Unternehme­n einen Aufschwung erleben.

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