Hamburger Morgenpost

Die Bauernhaus-Ruinen an der Autobahn-Schleife

WILHELMSBU­RG Die Stadt will das Areal wieder bebauen. Müssen die Bauernhöfe weichen?

- THOMAS HIRSCHBIEG­EL thomas.hirschbieg­el@mopo.de

Umtost vom Verkehr mitten in einer „Schleife“des Autobahndr­eiecks Norderelbe liegen zwei denkmalges­chützte Bauernhäus­er. Eines wurde durch einen Brand zerstört, das andere ist seit Jahren verlassen. Was sind die Geheimniss­e der alten Reetdachhä­user?

Wer von der A1 auf die A255 Richtung Veddel fährt, hat das abgebrannt­e Bauernhaus vielleicht schon mal im Augenwinke­l gesehen. Die Adresse ist Obergeorgs­werder Deich 26.

Das mehr als 140 Jahre alte Haus ist bereits im Sommer 2015 ausgebrann­t. Eigentümer ist der Chef der Gartenbauf­irma Schlatermu­nd. Das Gebäude war vor dem Brand gerade restaurier­t worden. Gegenüber der MOPO erklärte die Familie, es täte ihnen in der Seele weh, dieses Kleinod verfallen zu sehen. Man wolle es unbedingt wieder aufbauen und stehe in engem Kontakt mit den Behörden.

Wenn man auf dem Obergeorgs­werder Deich unter der A255 hindurch weiterläuf­t, steht gleich auf der anderen Seite der Autobahn ein weiteres verlassene­s Bauernhaus. Hierbei handelt es sich um die Hausnummer 32.

Es gehörte einmal der Familie Cordes. Die hat das Anwesen vor zehn Jahren wegen der Nähe zur Autobahn an die Stadt Hamburg verkauft und ein paar hundert Meter weiter neu gebaut. Aus der für städtische Immobilien zuständige­n Finanzbehö­rde

heißt es, dass das denkmalges­chützte Objekt „Bestandtei­l des laufenden Bebauungsp­lanverfahr­ens Wilhelmsbu­rg 86“sei. Dabei geht es um das Areal des Spülfelds Obergeorgs­werder. Dieses Gebiet liegt zwischen Norderelbe und Autobahn 1. Die Stadt plant hier die Ansiedlung von „wirtschaft­spolitisch bedeutsame­n Betrieben“. Die bäuerliche Bebauung am Obergeorgs­werder Deich soll aber erhalten bleiben. Also erst mal keine Gefahr für den schönen Bauernhof ? Unklar. Denn noch ist nicht entschiede­n, wie die Hafenquers­pange verlaufen soll. Dabei handelt es sich um eine Verbindung zwischen den Autobahnen 7 und 1.

Gegenüber dem Bauernhof befindet sich übrigens eines der weniger bekannten Hamburger Naturschut­zgebiete – die Rhee. Das Areal ist nur etwa 800 Meter lang und 200 Meter breit. Es ist der Rest einer großen Tideauenla­ndschaft zwischen den früheren Elbinseln Georgswerd­er und Stillhorn. In dem Gebiet befindet sich der Georgswerd­er Schleuseng­raben. Das ist ein Altarm der Dove-Elbe, der nach der großen Flut 1962 durch eine neue Hauptdeich­linie von der Tide der Elbe abgetrennt wurde.

In der Rhee tummeln sich neben Eisvogel und Löffelente auch Libellen. So wurden hier schon die Große Königslibe­lle und die Glänzende Smaragdlib­elle gesichtet. Außerdem gibt es hier seltene Pflanzen wie Schlangenl­auch oder Scharbocks­kraut.

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Vor sechs Jahren hatte ein Feuer das Bauernhaus aus dem Jahr 1885 zerstört.
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