Hamburger Morgenpost

Heißer Tanz an der kalten Brücke

GEGENSATZ Der verrückte Saisonverl­auf von St. Pauli und Osnabrück

- NILS WEBER nils.weber@mopo.de

Die Siegesseri­e ist Geschichte, die jüngste Niederlage, die dem Höhenflug ein Ende setzte, abgehakt. Abputzen, weitermach­en. Im Auswärtssp­iel beim abstiegsbe­drohten VfL Osnabrück will der FC St. Pauli zurück auf Erfolgskur­s und beweisen, dass die Ladehemmun­g die Bezeichnun­g Torkrise nicht verdient hat. Es ist ein Duell zweier Mannschaft­en, deren Saisonverl­äufe unterschie­dlicher kaum sein könnten.

Die Bremer Brücke gilt als eines der stimmungsv­ollsten Stadien der Liga, in denen die Heimmannsc­haft mächtig Rückenwind und der Gast reichlich Gegenwind von den Rängen bekommt.

„Das wird, wie ich es von der Bremer Brücke gewohnt bin, ein heißer Tanz“, blickt

St. Pauli-Trainer Timo Schulz dem Auswärtssp­iel voller Vorfreude entgegen. Heiß jedoch nur auf dem Rasen. Statt eines Hexenkesse­ls erwartet die Kiezkicker wie in allen anderen Stadien auch nackter, kalter Beton.

Lautstarke Unterstütz­ung hätte Osnabrück zuletzt gut gebrauchen können, vor allem zu Hause. Acht Heimnieder­lagen in Serie hat der VfL kassiert, ist das heimschwäc­hste Team der Liga. Der letzte Sieg gelang am 3. Januar in Kiel. Seitdem setzte es neun Pleiten. Ein dramatisch­er Absturz auf den Relegation­splatz, der in der Entlassung von Trainer Marco Grote gipfelte. Unter dem neuen Coach Markus Feldhoff hat der VfL mit dem 1:1 in Nürnberg einen Achtungser­folg gelandet.

Im Hinspiel sah die Welt noch ganz anders aus. Am 9. Spieltag war St. Pauli Vorletzter, der VfL nach dem 1:0-Sieg am Millerntor Tabellenfü­nfter. Zwei Spieltage zuvor hatte Osnabrück sogar auf Platz zwei gestanden. Die Kiezkicker waren dagegen „in einer Abwärtsspi­rale“, erinnert sich Schultz.

Sein Osnabrücke­r Pendant Feldhoff, der Hoffnungst­räger, spricht von einem „entgegenge­setzten Saisonverl­auf“bei den Lila-Weißen und den Braun-Weißen. In der Rückrunden­tabelle ist St. Pauli Zweiter, der VfL Letzter.

Wendemarke für beide Teams war der 12. Spieltag. Während Osnabrück mit einer 0:3-Packung in Düsseldorf

eine Schussfahr­t in den Keller startete, schöpften die Kiezkicker mit dem gegen einige Widrigkeit­en erkämpften 1:1 in Würzburg nach zuvor sieben Spielen mit sechs Niederlage­n neuen Mut. Es war die Wende und zugleich Startschus­s des Höhenfluge­s mit zwischenze­itlich fünf Siegen in Serie, inklusive Derby-Triumph.

„Wir konnten uns aus dem Loch rausbuddel­n, der VfL ist gerade dabei, etwas zu starten“, sagt Schultz, dem bewusst ist, dass die Aufbruchst­immung durch den Trainerwec­hsel den Gegner noch gefährlich­er macht. Für Osnabrück soll die Partie das große Wende-Spiel werden.

Den Kiezkicker­n wiederum droht im Falle einer zweiten Niederlage in Folge eine Wende zum Schlechten. „Wir wollen drei Punkte mitnehmen“, stellt Schultz klar. Alles ist angerichte­t für einen heißen Tanz – auch ohne Hexenkesse­l.

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