Corona: WuhanMarkt soll nicht der Ursprung sein
Studie geht von früheren Corona-Infektionen aus
WUHAN – Die Suche nach dem Ursprung des Coronavirus ist noch nicht zu Ende – im Gegenteil! Bislang galt ein Markt in Wuhan als Ort des Pandemie-Ausbruchs. Doch US-Forscher widersprechen nun: Das Virus könnte schon Wochen vor dem bisher angenommenen Zeitraum aufgetreten sein – der Markt sei nur ein SuperspreadingEvent gewesen!
Die neue Studie der Wissenschaftler ist Donnerstag im Fachblatt „Science“erschienen. Ihrer Analyse zufolge soll das Virus bereits vier bis acht Wochen vor dem ersten bekannten Ausbruch auf dem Markt im chinesischen Wuhan in Umlauf gewesen sein. Für ihre Studie verfolgten die Forscher verschiedene Mutationen des Virus bis zu einem gemeinsamen Virusvorfahren zurück und modellierten so Ausbreitungsszenarien. Demnach sei es „unwahrscheinlich, dass dieser Markt den Beginn der Pandemie markiert, da die Covid-Fälle von Anfang Dezember keine Verbindung zu diesem Markt hatten“.
Hinzu komme, dass der frühste festgestellte Corona
Fall in der wissenschaftlichen Literatur nachträglich am 1. Dezember 2019 diagnostiziert wurde. Zeitungsberichte legten nahe, dass es sogar noch früher Fälle gab: Sie dokumentieren rückwirkende Diagnosen, die von der chinesischen Regierung bis zum 17. November 2019 in der Provinz Hubei erfasst worden waren. Diese Berichte würden tägliche Corona-Diagnosen bis Ende November beschreiben, was darauf hindeute, dass das Virus mindestens einen Monat lang aktiv zirkulierte, bevor es offiziell entdeckt wurde. Da es keine Berichte über seltsame Lungenkrankheiten aus anderen Teilen Chinas gebe, spreche jedoch vieles dafür, dass Hubei der Ort sei, wo die Übertragung von Mensch zu Mensch begann, so die Forscher weiter. Wann genau die Kette startete, ist aber unklar – genau wie die Antwort auf die Frage, ob das Virus direkt von einer Fledermaus übertragen wurde oder einen Zwischenwirt hatte.
William Hanage, ein Experte für öffentliche Gesundheit, der nicht an der Studie beteiligt war, bezeichnete die Rückschlüsse der Forscher laut „Zeit“als „sehr, sehr plausibel“.
KRISTIAN MEYER
HELSINKI – Die Welt ächzt: Es gibt nicht genug Impfstoff. Mal angenommen, es gäbe drei angesehene Virologen. Die schon letzten Mai ein Vakzin entwickelt hätten. Das ganz leicht als Nasenspray zu verimpfen wäre. Das zudem urheberrechtlich nicht geschützt und daher günstig (re)produzierbar ist. Sprich: einen Haufen Probleme lösen könnte. Doch das Projekt droht zu scheitern, weil sich keiner dafür interessiert. Klingt unglaubwürdig? In Finnland ist das so in etwa passiert.
Im Mai 2020 berichtete der staatliche Rundfunksender „Yle“von dem „Linux-Vakzin“. So hatte Professor Kalle Saksela, Chef-Virologe an der Uni Helsinki, sein Projekt getauft. Gemeinsam mit Seppo Hyä-Herttuala und Kari Alitalo, beide Professoren an der Uni in Kuopio, hatte er den Impfstoff entwickelt. Die Idee: Im Gegensatz zu den Mitteln großer Pharmafirmen sollte ihre
Formel patentfrei sein. Und dem Prinzip „Open Source“folgen, wie man es von Linux-Software kennt.
„Open Source“bedeutet: Der Quelltext einer Software, oder in diesem Fall der Baukasten für den Impfstoff, kann öffentlich eingesehen und von Dritten benutzt und geändert werden. Die Idee war vom finnischen Programmierer Linus Torvalds mit entwickelt worden. Ein schönes Modell, dachten alle Beteiligten. Doch noch im Mai berichtete Saksela bei „Yle“vom mangelnden Interesse seitens des Staates.
Damals hatten die Profs gehofft, im Frühsommer mit Testungen anfangen zu können. Dafür hätte es eine Finanzspritze gebraucht, so um die 40 bis 68 Millionen Euro. Das mag viel klingen. Setzt man die Zahlen aber in Relation, entsteht ein anderes Bild: Infolge der Pandemie musste Finnland bislang 18 Milliarden Euro Kredite aufnehmen. Das deutsche Unternehmen Biontech erhielt für seine Forschung 375 Millionen Euro Förderung, Moderna gar 2,5 Milliarden.
Im Februar klagte Professor
Saksela im US-Magazin „Jacobin“: „Wenn ich mich dafür einsetze, dass Finnland seinen eigenen Impfstoff entwickelt, dann ist das Hauptargument immer: Man brauche dafür ein Unternehmen, das groß genug ist, das Risiko zu schultern.“Was seines Erachtens Quatsch sei, die Pharmafirmen würden ja durchsetzen, nicht haftbar zu sein. Tatsächlich gehe es um die Durchsetzung des Patentrechts.
Das steht seit vergangenem Sommer auf dem Prüf
Mit dem, was wir haben, könnten wir morgen die gesamte Bevölkerung Finnlands impfen. Prof. Kalle Saksela