Der Schatz im Süden Hamburgs
Kampf um Auszeichnung:
Gigantische Obstplantagen, historische Fachwerkhäuser und ein Entwässerungssystem aus dem Mittelalter: Das Alte Land ist weit mehr als ein Ort der Erholung für Großstadtmenschen. Deshalb starten die niedersächsischen Kommunen Jork und Lühe nun einen zweiten Versuch, die einzigartige Landschaft zum UNESCO-Weltkulturerbe erklären zu lassen.
Seit fast zwanzig Jahren kämpfen die Gemeinden Jork und Lühe unermüdlich um die Anerkennung des 170 Quadratkilometer großen Areals südlich der Elbe als Weltkulturerbe. Dafür gibt es gute Gründe.
„Was das Alte Land einmalig macht, ist, dass es die letzte vollkommen erschlossene Hollerkolonie ist. Davon gibt es ja noch weitere in Europa, aber keine davon ist so sichtbar wie hier bei uns“, erklärt Michael Gosch, Bürgermeister von Lühe, der MOPO.
Die Holländer haben im Mittelalter das Alte Land kolonialisiert. Sie haben die Region überhaupt erst bewohnbar gemacht und sich dort nach und nach angesiedelt. Ihnen verdankt das Alte Land auch seinen Namen. Die Region umfasst rund 400
Denkmäler, zu denen unter anderem Fachwerkhäuser, Entwässerungsgräben, Deiche und Kirchen zählen.
Darüber hinaus ist das Alte Land vor allem als Obstanbaugebiet bekannt. Etwa 2100 Vollarbeitskräfte sind im Obstbau tätig, davon arbeitet über die Hälfte in Familienbetrieben. Der Apfel nimmt heute etwa 90 Prozent der Anbaufläche ein. Daneben werden Birnen, Pflaumen, Zwetschgen, Kirschen, verschiedene Beeren und vereinzelt sogar Pfirsiche angebaut.
Am 17. März haben die jeweiligen Ratsversammlungen der beiden Gemeinden Jork und Lühe beschlossen, erneut eine Bewerbung einzureichen. Bereits 2014 hatten sich die beiden Kommunen nach jahrelanger Vorbereitung um die Anerkennung als Weltkulturerbe beworben, waren allerdings auf Bundesebene gescheitert.
Diesmal soll ein neues Konzept zum Erfolg führen. „Wir haben uns nach unserem damaligen Bewerbungsversuch noch mal beraten lassen und sind dabei zu der Überzeugung gelangt, dass es sinnvoller ist, einzelne Teile des Alten Landes herauszunehmen und als Ge
samtkomplex einzureichen“, so Gosch.
Statt der gesamten Region werden dieses Mal 13 ausgewählte Denkmäler wie das Jorker Rathaus, der Borsteler Hafen und der Harmshof eingereicht. Mittlerweile stehen auch die Obstbauern hinter der Bewerbung, betont Gosch. Wenn diese zum Erfolg führt, könnte damit das Ansehen der Region gestärkt werden.
„Fürs Alte Land wäre die Anerkennung als Weltkulturerbe ein Prestigegewinn. Wir erhoffen uns dadurch auch Zuwächse, was die Vermarktung des Obstes und den Tourismus betrifft. Der Aufwand ist die Sache in jedem Fall wert“, erklärt der Bürgermeister.
Voraussichtlich im Herbst entscheidet sich Niedersachsen im nächsten Schritt für zwei Projekte aus allen Einreichungen aus dem bevor auf Bundesebene und als letzte Station im UNESCOin Paris weiBis es so weit ist, dass sich Teile des Alten Landes Kulturerbe nennen dürfen, wird es allerdings selbst bei erfolgreicher Bewerbung noch dauern. Gosch sagt: „Das kann fünf, sechs Jahre dauern, bis die Entscheidung gefällt ist. Wir haben den ersten Schritt gemacht und müssen jetzt einen langen Atem haben.“