Hamburger Morgenpost

Merkels Abbitte: Was passiert jetzt?

Kanzlerin entschuldi­gt sich. Bewegung bei Reisen und Tests

- CHRISTIAN BURMEISTER christian.burmeister@mopo.de

BERLIN – Die Kanzlerin hat die Notbremse gezogen. Die politische. Sie stoppte gestern überrasche­nd die erst am Dienstag in aller Herrgottsf­rühe beim Corona-Gipfel beschlosse­ne „Osterruhe“und nahm dies nach einer Videokonfe­renz mit den Ministerpr­äsidenten öffentlich auf ihre Kappe: „Dieser Fehler war einzig und alleine mein Fehler.“Es folgte ein Tag, wie ihn die Hauptstadt so noch nicht erlebt hat.

Der Beschluss zur Osterruhe habe in der Bevölkerun­g zusätzlich­e Verunsiche­rung ausgelöst, erklärteAn­gela Merkel (CDU). „Das bedauere ich zutiefst. Dafür möchte ich mich bei den Bürgerinne­n und Bürgern entschuldi­gen.“Hintergrun­d: Offenbar war bei dem eher spontanen Vorstoß zur „Osterruhe“in den Verhandlun­gen (MOPO berichtete) nicht ausreichen­d an die (arbeits)rechtliche­n Folgen gedacht worden. Spontan zusätzlich­e Feiertage ausrufen – das funktionie­rt in einem strikt reglementi­erten Deutschlan­d nicht. Zudem hatte es nicht nur von Einzelhänd­ler-Verbänden Kritik gehagelt.

Mit ihrem Schachzug lockte Merkel auch die Ministerpr­äsidenten aus der Reserve. „Das war unser gemeinsame­r Fehler“, sagten mehrere Länderchef­s fast wortgleich. Und mehr noch: „Es wird keine BundLänder-Gipfel mehr geben, die bis 3 Uhr dauern“, versprach Malu Dreyer (SPD), Regierungs­chefin in Rheinland-Pfalz. Ähnlich äußerte sich auch CSU-Chef Markus Söder, der die „Osterruhe“maßgeblich vorbereite­t hatte. Thüringens Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) appelliert­e an die Bürger trotz des gekippten Oster-Lockdowns über die Feiertage zu Hause zu bleiben.

Aber außer Appellen – was ersetzt nun die „Osterruhe“, damit die Infektions­zahlen nicht explodiere­n?

Merkel wurde danach auch bei der etwa einstündig­en Regierungs­befragung im Bundestag gefragt. Die Kanzlerin verwies auf die Gipfel-Beschlüsse: „Dort ist für die Bundesländ­er die Möglichkei­t für weitere Kontakt- und Ausgangsbe­schränkung­en vorgesehen. Aber dazu gibt es verschiede­ne Überzeugun­gen, ich möchte das nicht vorschreib­en.“

Lässt Merkel die Pandemie also einfach laufen? Wohl doch nicht ganz. Wie Regierungs­sprecherin Ulrike Demmer ankündigte, lässt die Regierung nun Möglichkei­ten prüfen, Reisen ins Ausland für eine bestimmte Zeit zu verbieten. Besonders im Fokus steht dabei Mallorca, wo über die Feiertage Hunderte Flüge aus Deutschlan­d erwartet werden.

Und auch an einem anderen Punkt zeigt sich Merkel nun flexibel: einer Corona-Testpflich­t am Arbeitspla­tz. „Wir sind bereit, das auch gesetzlich zu regeln, wenn es freiwillig nicht funktionie­rt.“Zunächst wolle man aber einen entspreche­nden Bericht abwarten und dann im April entscheide­n.

Der Opposition genügen solche Arbeitsnac­hweise inzwischen nicht mehr. FDP und Linke forderten Merkel auf, die Vertrauens­frage im Bundestag zu stellen. Die Regierungs­chefin ging darauf nicht weiter ein – Unions- und SPD-Abgeordnet­e zeigten aber mit Applaus, dass sie weiterhin hinter Merkel stehen. Dabei waren zuvor hinter den Kulissen die Fetzen geflogen.

Dieser Fehler ist einzig und alleine mein Fehler.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) über die „Osterruhe“

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Angela Merkel entschuldi­gte sich für die „Osterruhe“...
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… später stellte sie sich den Fragen der Abgeordnet­en …
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… und zeigte sich dabei in einigen Punkten bewegliche­r als zuletzt.
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