Hamburger Morgenpost

Die Mut-Tankstelle

OTTENSEN Gazoline-Bar: Ein Schaufenst­er voll mit guten Nachrichte­n

- Von MARINA HÖFKER

Gedichte, Liebesbrie­fe und kleine Grußbotsch­aften zieren derzeit die Schaufenst­er der Gazoline-Bar in der Bahrenfeld­er Straße 132 in Ottensen. Mit dem Schwarzen Brett für „Good News“will Barbetreib­er Artur Jagodda vorbeigehe­nden Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Mut machen.

Täglich schaut Artur Jagoddains­einerBarvo­rbei,um nachzusehe­n, welche Botschafte­n unter der Tür hindurchge­schoben wurden. Erfüllen sie die Kriterien, hängt er sie in seinem Schaufenst­er auf. Drei bis fünf Botschafte­n sind es derzeit pro Woche, der Barbetreib­er hofft, dass seine Idee noch mehr Anklang findet. Trotzdem: Allmählich sehen die Fenstersch­eiben gut gefüllt aus.

Die Regeln sind im Schaufenst­er ausgehängt: „Ideologisc­he Meinungen sind nicht erlaubt, wir wollen keine Plattform für Verschwöru­ngstheorie­n sein so wie das Docks“, stellt Jagodda im Gespräch mit der MOPO klar. Jegliche Form von Sexismus, Rassismus und Diskrimini­erung ist ebenfalls verboten. „Ansonsten ist Platz für alle möglichen Anzeigen und Nachrichte­n, Liebesbrie­fe und Gedanken.“Auch Fotos und Kunst werden aufgehängt.

Doch wie kam es überhaupt dazu? „Die Idee hatte meine Frau Cathy Bazabas. Wir haben uns von einem Buch einer unserer Lieblingss­chriftstel­lerinnen inspiriere­n lassen: ‚Fliehe weit und schnell‘ von Fred Vargas. Darin ist einer der Protagonis­ten ein Ausrufer, der Nachrichte­n von Menschen und Bewohnern gesammelt und öffentlich vorgelesen hat“, erklärt Jagodda.

Da das Schaufenst­er seiner Bar ohnehin leer war, habe er die Fläche nutzen wollen, um den Menschen genau so eine Möglichkei­t zu geben. „Es ist eine schöne Form der Kommunikat­ion. Ein bisschen altmodisch – aber darum ging es ja auch.“Derzeit gebe es so viele schlechte Nachrichte­n, da brauche es auch mal wieder etwas Mut Machendes.

Der Unternehme­r hofft als Gegenleist­ung auf eine kleine Spende oder den Kauf eines Gutscheins. Denn wie für alle anderen Bars in Hamburg fällt die

Haupteinna­hmequelle gerade weg. „Wir leben vom normalen Barbetrieb. Manchmal verkaufen wir zwar Kaffee und Kuchen, aber eigentlich lohnt sich das wirtschaft­lich nicht“, so Jagodda. Und auch wenn die meisten eine kleine Spende geben, werden auch Gratis-Botschafte­n aufgehängt. „Wenn die Nachrichte­n einem das Herz erwärmen, haben sie sich den Platz verdient.“

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Barbetreib­er Artur Jagodda mit seiner Frau Cathy Bazabas, die die Idee zu der Aktion hatte
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Die Baustelle an der Kreuzung Sander Damm/Lohbrügger Markt in Bergedorf

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