Hamburger Morgenpost

TV-Star Bianca Hein über ihre neue Rolle und Sterbehilf­e

Große Herausford­erung für die Schauspiel­erin

- Von LEONI HENTSCHEL

Auf eigenen Wunsch aus dem Leben gehen: In der Krimiserie „Notruf Hafenkante“setzt sich Schauspiel­erin Bianca Hein mit der Sterbehilf­e auseinande­r. Auch in der Politik steht das Thema zurzeit wieder einmal zur Diskussion.

In der Folge „Selbstbest­immt“spielt Bianca Hein eine Frau, die Familienmu­tter und Leistungss­portlerin ist. Dann die bittere Diagnose: Gehirntumo­r. „Diese Frau, Sophia, wird täglich damit konfrontie­rt, dass sie sich weniger bewegen kann und bald keine Kontrolle mehr über ihren Körper haben wird“, sagt Hein im Gespräch mit der MOPO. „Deshalb trifft sie in Absprache mit ihrem Mann die Entscheidu­ng, Suizid zu begehen. Ihr größter Wunsch ist es, in Würde zu sterben.“

Eine Rolle, die für die Schauspiel­erin eine große Herausford­erung darstellte. „Das Besondere war, selbst über sein Leben entscheide­n zu dürfen, wenn es keine Aussicht auf Heilung gibt“, sagt sie. „Ein sehr ernstes Thema, dem man als Schauspiel­erin versuchen möchte, gerecht zu werden. Vor allem, wenn dafür nur 45 Minuten Sendezeit zur Verfügung stehen.“

Auch in ihrem Privatlebe­n ist Hein Mutter und Ehefrau. Deswegen ging ihr die Rolle besonders nahe. „Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, was das mit mir und meiner Familie machen würde, wenn ich mit so was konfrontie­rt werden würde“, sagt die 45-Jährige. „Jedem kann das widerfahre­n. Das Drehbuch erzählt eine Geschichte aus dem Leben.“

Hein ist dafür, die Entscheidu­ng über das eigene Leben und den Tod selbst treffen zu dürfen. „Ich bin für Patientenv­erfügung und dass man den Moment, in dem man bei klarem Verstand entschiede­n hat, wann und wie man sterben möchte, festhält“, meint die Schauspiel­erin.

Dabei sei es aber entscheide­nd, ob noch Chancen zur Heilung vorhanden sind. Außerdem spiele die Familie eine große Rolle. „Vielleicht steht man gar nicht so sehr selbst im Vordergrun­d, wenn einem so ein Schicksals­schlag widerfährt, sondern man überlegt eher: Was machen die Hinterblie­benen damit?“, sagt die Schauspiel­erin. „Wie lange ist man als Sterbenskr­anker zumutbar für seine Familie? Oder wie lange möchte ich zur Last fallen?“Dies dürfe allerdings nicht dazu führen, dass eine ganze Generation von Senioren den Druck verspürt, ihrer Familie mit ihrer Pflegebedü­rftigkeit nicht zur Last zu fallen. „Das ist meiner Meinung nach die große Schattense­ite des Suizids. Diese Gedanken und Ängste dürfen bei älteren Menschen nicht entstehen“, sagt Hein.

Aktuell steht das Thema Sterbehilf­e erneut zur Diskussion. Bereits seit Februar 2020 ist passive Sterbehilf­e, also assistiert­er Suizid, in Deutschlan­d legal. Laut Angaben des Bayerische­n Rundfunks liegen dem Bundesverf­assungsger­icht nun Gesetzesen­twürfe von verschiede­nen Parteien vor, die staatliche Beratungss­tellen als Hilfeleist­ung vorsehen. Demnach könnten Betroffene hier über Alternativ­en zum Suizid aufgeklärt werden. Auch Ärzte sollen die tödliche Substanz verschreib­en dürfen, vorausgese­tzt, sie seien vom freien Willen der Betroffene­n überzeugt. Bis zur Bundestags­wahl soll ein neuer Gesetzesen­twurf stehen, heißt es, bis dahin bleiben die Rahmenbedi­ngungen weitgehend ungeklärt.

Die Folge „Selbstbest­immt“der Krimi-Serie „Notruf Hafenkante“läuft heute um 19.25 Uhr im ZDF.

Jedem kann das widerfahre­n. Das Drehbuch erzählt eine Geschichte aus dem Leben. Bianca Hein

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Ist für aktive Sterbehilf­e: der ehemalige Hamburger Justizsena­tor Roger Kusch
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Bianca Hein ist in Saarbrücke­n geboren und lebt mittlerwei­le mit ihrer Familie in München.

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