Hamburger Morgenpost

Das „Maharaja“wird zur Festung

- Von STEPHANIE LAMPRECHT

Der Flachbau am Neuen Pferdemark­t, in dem sich das Restaurant „Maharaja“befand, wird zur Festung: Die Stadt fürchtet Hausbesetz­er und sichert das Dach mit Stacheldra­ht. Das Gebäude wird vor seinem Abriss voraussich­tlich monatelang leerstehen, bevor Ende 2021 die Bauarbeite­n für das umstritten­e „Paulihaus“beginnen.

„Die Sicherung erfolgt, um das Risiko der Besetzung zu minimieren“, so der Sprecher der städtische­n Sprinkenho­f GmbH zur MOPO. Gegner des Büroneubau­s hatten noch vor wenigen Tagen ein Konzert auf dem Restaurant­dach veranstalt­et, vor mehreren Hundert Sympathisa­nten auf der Straße. Weitere Dachkonzer­te auf dem Abrisshaus will die Stadt nicht dulden.

Nach langen juristisch­en Kämpfen hatte die Restaurant-Betreiberi­n in letzter Instanz verloren und musste am 30. März den Schlüssel an die Sprinkenho­f GmbH als Vermieteri­n übergeben.

Zum Räumungste­rmin hatte das städtische Unternehme­n einen privaten Sicherheit­sdienst eingesetzt, der mit Sturmhaube­n und in Schutzklei­dung auflief und mit diesem martialisc­hen

Auftreten für große Irritation sorgte. Beobachter sprachen von einem „privaten SEK“.

Warum ein erst wenige Monate altes Security-Unternehme­n im Namen der Stadt tätig wurde, ist unklar. Der Auftrag war an die Firma „Security Service Schwarzenb­ek“gegangen, die ihn offenbar an das erst kürzlich gegründete Unternehme­n S.P.U. Security weiterreic­hte. Der Sprecher der Sprinkenho­f GmbH entschuldi­gte sich später für den martialisc­hen Auftritt der Dienstleis­ter.

Das einstige Restaurant­gebäude wird nun monatelang leerstehen, weil die

Stadt nicht einfach die Bagger schicken kann, sondern die Abrissarbe­iten ausschreib­en muss. Wenn alle Gebäude auf Kosten der Stadt entfernt sind, übernimmt ein Baukonsort­ium die freie Fläche in Erbpacht und errichtet darauf ein fünfstöcki­ges Bürogebäud­e.

Für den Neubau werden 21 teilweise jahrzehnte­alte Bäume gefällt, darunter eine 140 Jahre alte Robinie. Den ersten Fälltermin im Frühjahr hatten Aktivisten verhindert, jetzt schützt die Brutzeit der Vögel das alte Grün bis Ende September.

Gegner des Neubaus kritisiere­n, dass der Restaurant­Betreiberi­n nicht bis zum Abriss ein coronakonf­ormer Außer-Haus-Verkauf erlaubt wurde.

Ein Sprecher des Baukonsort­iums verweist darauf, dass ein solches Angebot seitens der Stadt bestanden habe, wenn die Betreiberi­n im Gegenzug alle noch anhängigen Klagen hätte fallen lassen. Da es zu keiner Einigung gekommen war, wurde das Gebäude nun geräumt und gesichert.

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Die Stadt lässt das Dach des „Maharaja“mit Stacheldra­ht sichern – damit niemand das Haus besetzt, um dessen Abriss zu verhindern.
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So martialisc­h rückte ein Sicherheit­sdienst zur Schlüsselü­bergabe für das Restaurant an.
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Das „Maharaja“wurde mittlerwei­le geräumt, soll Ende 2021 abgerissen werden.

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