Dubai in der Ostsee
Eine künstliche Insel für 50 000 Menschen:
Peter Vesterbacka ist 2009 mit dem Videospiel „Angry Birds“reich geworden, gilt als einer der Stars im finnischen Wirtschaftsleben. Jetzt widmet sich der 53-Jährige aber einer größeren Aufgabe: Er will unter der Ostsee den längsten Tunnel der Welt bauen – und darüber eine komplett neue Stadt.
Der geplante Eisenbahntunnel unter der Ostsee soll vom finnischen Helsinki bis zum estländischen Tallinn führen. Dahinter steckt das von ihm gegründete finnische Start-up „Finest Bay Area“(FBA), das das Projekt auf seiner Website vorstellt.
100 Kilometer soll die Tunnelröhre lang werden und die beiden Städte miteinander verbinden, die durch das Meer getrennt sind. Als Dauer für die Überquerung sind ungefähr 20 Minuten angepeilt — statt wie vorher zwei Stunden mit der Fähre.
Wann die Bagger anrollen, ist offen, die Genehmigungsverfahren für das Projekt laufen. Die politischen Widerstände aus Estland gegen den Tunnel seien nach einem dortigen Regierungswechsel im Januar allerdings ausgeräumt, heißt es im neuen Regierungsprogramm.
Medienberichten zufolge hatte eine EUMachbarkeitsstudie im Auftrag der finnischen und estländischen Regierung bereits 2019 gezeigt, dass eine Eröffnung des Tunnels vor 2040 nicht realistisch sei.
Laut eines „Spiegel“-Berichts rechnet Vesterbacka mit rund 80 Millionen Kubikmeter Gesteinsbrocken, die beim Ausheben des Tunnelbaus anfallen. Damit soll eine künstliche Insel für rund 50 000 Menschen diekt vor der finnischen Küste in der Ostsee entstehen.
„Sie soll völlig autark sein, mit eigener Energieversorgung auf Basis von Erdwärme“, sagt der 53-Jährige der Zeitung. Schaut man sich die aktuellen Visualisierungen der Insel an, könnte man denken, mitten in der Ostsee soll ein kleines Dubai entstehen – nur eben ohne Palmen.
Damit nicht genug: In der Pyhäsalmi-Mine in Finnland, eine der tiefsten Erz-Gruben in Europa, will Vesterbacka ein Forschungszentrum unter der Erde errichten. Der Erzbau soll noch in diesem Jahr dort eingestellt werden.
Das Labor könnte dann laut Vesterbacka unter anderem als Ort dienen, um die Vision der künstlichen Insel im Vorfeld auszutesten – zum Beispiel effiziente Methoden für die Energieversorgung sowie die Produktion von Lebensmitteln.
Vesterbackas FBA kooperiert mit einem chinesischen Fonds namens „Touchstone
Capital Partners“, der das Tunnel-Projekt mit 15 Milliarden Euro finanzieren will. Für die Chinesen wäre der Tunnel ein weiteres Puzzlestück ihrer Neuen Seidenstraße, durch die unter anderem Europa und Asien enger miteinander verbunden werden sollen.
Die Insel soll völlig autark sein, mit eigener Energieversorgung auf Basisvon Erdwärme. Peter Vesterbacka