Hamburger Morgenpost

Laschets (fast) unmögliche Mission

UNION Spott, Aussetzer, interner Widerstand: Wird der CDU-Chef wirklich Kanzlerkan­didat?

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Ein UnionsKand­idat kann ohne Unterstütz­ung Angela Merkels kaum erfolgreic­h sein.

Markus Söder (CSU) in Richtung des CDU-Vorsitzend­en Armin Laschet

DÜSSELDORF

– Armin Laschet ist bemüht. So bastelt der CDU-Chef gerade an einer Rentenrefo­rm nach der Bundestags­wahl – „über die Parteigren­zen hinweg“. Allerdings kommunizie­rt der NRW-Ministerpr­äsident gleichzeit­ig ziemlich ungeschick­t, was von seinen Inhalten ablenkt – und seine Nominierun­g als Kanzlerkan­didat der Union immer unwahrsche­inlicher macht.

Über Ostern war der Möchtegern-Kanzlerkan­didat die Spottfigur bei Twitter. Laschet hatte es selbst provoziert. Vor den Feiertagen hatte der CDU-Vorsitzend­e erklärt, er werde diese nutzen, um darüber nachzudenk­en, welche Maßnahmen gegen die Pandemie wirkungsvo­ll seien.

Eine Aussage, die nach mehr als einem Jahr Corona und dem Schlingerk­urs des NRW-Regierungs­chefs in dieser Zeit seltsam wirkt. Unter dem Hashtag #Laschetden­ktnach machten sich Twitter-Nutzer deshalb über den 60-Jährigen lustig und formuliert­en für den Politiker Fragen, die sinnfrei bis absurd anmuteten – wie für viele eben Laschets Corona-Politik. Unter ihnen beispielsw­eise: „Tötet es den Meeresspie­gel, wenn man in See sticht?“

Für Laschet ist es nicht das erste Kommunikat­ionsDesast­er der jüngsten Vergangenh­eit gewesen. Alleine in den vergangene­n Wochen hatte er zunächst davon gesprochen, dass Virologen „Grenzewert­e erfinden“würden, um „das Leben zu unterdrück­en“. Eine Aussage, die Wissenscha­ftlern Böswilligk­eit unterstell­t und die bei „Querdenker“-Demos wohl bejubelt worden wäre.

Dann geriet Laschet bei „Markus Lanz“ins Schwitzen und Schwimmen, als er sein Verhältnis zur Kanzlerin und zu CSU-Chef Markus Söder erklären sollte. Und nun der ausgewachs­ene Twitter-Spott.

Ereignisse dieser Art machen es für Laschet schwer, entschiede­n nach der ganzen Macht in der Union zu greifen. Denn Laschets Umfragewer­te sind – parallel zu denen der gesamten Union – tendenziel­l im Sinkflug. Laut ARDDeutsch­landtrend halten aktuell 54 Prozent Söder für einen geeigneten Kanzlerkan­didaten (plus drei). Laschet verlor gleichzeit­ig drei Punkte. Ihn halten nur noch 19 Prozent für geeignet und kompetent.

Intern zeigt sich Laschet von solchen Nachrichte­n unbeeindru­ckt. Er macht klar, dass er antreten will. „Wir suchen keinen Umfragekön­ig, sondern einen Kanzlerkan­didaten“, sagt er dann. Aber der Widerstand gegen derlei Dickköpfig­keit wächst. Aus der zweiten Reihe der CDU treten die ersten bereits offen für Söder ein. Andere, wie der CDU-Abgeordnet­e Michael von Abercron aus Pinneberg, bringen plötzlich den Unions-Fraktionsc­hef Ralph Brinkhaus ins Spiel. Gegen ihn zurückzuzi­ehen wäre für Laschet wohl gesichtswa­hrender als gegen Söder.

Und dann ist da noch der Bayer selbst, der Laschet den Weg ins Kanzleramt versperren will. Dieser stichelte über die Feiertage: „Ein Unions-Kandidat kann ohne die Unterstütz­ung von Angela Merkel kaum erfolgreic­h sein.“Söder wähnt sich der Unterstütz­ung der Kanzlerin wohl sicher. Die Amtsinhabe­rin hatte Laschet hingegen offen für dessen Corona-Management kritisiert. All dies zusammenge­nommen macht den Weg für Laschet extrem steinig – und die Mission Kanzleramt für ihn fast unmöglich.

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Belauern sich argwöhnisc­h: Markus Söder (CSU, l.) und Armin Laschet (CDU)

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