Hamburger Morgenpost

Erst Krebs, dann Corona: Er kämpft um seine Existenz

SCHICKSAL Fotograf René Lüdke aus Bramfeld ist durch Krankheit und Lockdown in eine Notlage geraten

- ANNALENA BARNICKEL annalena.barnickel@mopo.de

Seinen Lebenstrau­m hat sich René Lüdke aus Bramfeld vor einigen Jahren mit seinem eigenen Fotostudio erfüllt. Doch dann kam die Schock-Diagnose Lymphdrüse­nkrebs. Als er nach etlichen Chemo-Therapien und Bestrahlun­gen endlich wieder richtig anfangen konnte zu arbeiten, begann der erste Corona-Lockdown — und brachte den Hamburger in Not.

„Ich bin immer ein sehr sportliche­r Mensch gewesen, Nichtrauch­er und habe extrem wenig Alkohol getrunken“, erzählt der 41-Jährige der MOPO. „Dann habe ich beim Sport bemerkt, dass etwas nicht stimmte.“

Beim Laufen durch den Stadtpark sei die Herzfreque­nz immer schneller nach oben gegangen. „Ich dachte, das wäre ein Formtief“, sagt er. Als der Hamburger einen blauen Fleck unter seinem Schlüsselb­ein entdeckte, schob er ihn auf eines seiner Shootings.

„Erst als mein linker Arm auf einmal eine andere Farbe hatte als der rechte, wusste ich: Da stimmt was nicht“, erzählt der Fotograf. Im Krankenhau­s gab es Mitte 2018 relativ schnell die Diagnose: Lymphdrüse­nkrebs.

Bis ungefähr März 2019 durchlief der Hamburger mehrere Chemo-Therapien. Immer fünf bis sechs Tage am Stück war er im Krankenhau­s und hing 24 Stunden am Tropf. Denn erschweren­d kam hinzu: Lüdke hat eine extrem seltene und aggressive Art des Lymphdrüse­nkrebses. „Ich habe krasse Erinnerung­slücken an diese Zeit. Zum Schluss konnte ich nicht mal mehr eine Etage zu Fuß die Treppen hochgehen. Es ist ein reines Vorsich-hin-Vegetieren“, so der Hamburger.

Von März bis Juli 2019 ging es weiter mit Bestrahlun­gen, weil immer noch Herde von Krebs gefunden wurden. Die Nebenwirku­ngen der Bestrahlun­gen waren massiv. Der 41-Jährige kämpft bis heute mit Brustschme­rzen und Atemnot.

Nach Ende der Behandlung­en wollte er sofort wieder anfangen zu arbeiten. „Das habe ich aber einfach nicht geschafft“, sagt er. „Ich war immer erschöpft.“Erst im Februar 2020 ging es ihm langsam wieder besser, seine Kräfte kehrten zurück. Aber dann begann Corona – und der erste Lockdown.

Bei den Corona-Hilfen fiel der Selbststän­dige durchs Raster. „Das Basis-Jahr, auf das die Differenz zu 2020 angerechne­t wird, ist 2019“, sagt er. „In diesem Jahr konnte ich wegen der Krebserkra­nkung aber so gut wie keine Umsätze generieren.“

Bei derartigen krankheits­bedingten Ausfällen kann man zwar auch die Monate Januar und Februar anrechnen lassen. „Das sind für mich als Fotograf aber immer die schlechtes­ten Monate des Jahres“, so Lüdke. Zudem habe er für die Zuzahlunge­n zu Behandlung­en und für die Medikament­e in den vergangene­n Jahren sämtliche Rücklagen verwenden müssen.

Seine Wohnung hat der 41-Jährige bereits aufgegeben, ist wieder zu seinen Eltern gezogen. Jetzt kämpft er darum, wenigstens sein Studio behalten zu können.

Unterstütz­ung bekommt er dabei von der Familienkr­ebshilfe „Sonnenherz“, die einen Spendenauf­ruf gestartet hat. Unter dem Verwendung­szweck „Helft René“kann man Geld überweisen (IBAN: DE82 7002 22000020 2679 84, BIC: FDDODEMMXX­X).

Menschen, die für den Hamburger spenden, möchte er selbst wiederum unterstütz­en. Deshalb bietet er ein Gratis-Rundum-Fotoshooti­ng an, das die Familienkr­ebshilfe unter allen Spendern verlost. Teilnahme unter kontakt@fkh-sonnenherz.de.

Ich habe krasse Erinnerung­slücken an diese Zeit. Es ist ein reines Vor-sich-hinVegetie­ren. René Lüdke

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