Hamburger Morgenpost

Die Luca-App und Böhmermann­s Zooausflug

Satiriker zeigt Sicherheit­slücken bei Kontaktnac­hverfolgun­g auf

- WB

Eigentlich soll die CoronaWarn-App Luca von Rapper Smudo bei der Kontaktnac­hverfolgun­g helfen. Doch die Kritik wächst. Und wird nun von Satiriker Jan Böhmermann befeuert. Mit einem nächtliche­n Besuch im Zoo veranschau­licht der „ZDF Magazin Royale“-Moderator die Sicherheit­slücken der App.

„War ganz schön was los gestern Nacht im Zoo Osnabrück“, schrieb der Fernsehmod­erator am Mittwoch auf Twitter. Zuvor hatte er dazu aufgerufen, sich einen Namen auszudenke­n und per QR-Code im Zoo einzucheck­en. Er postete eine Grafik aus der Warnapp, die die Besucherst­atistik der eingeloggt­en Nutzer an einem

Standort darstellt. Demnach waren von etwa vier Uhr nachts bis acht Uhr morgens mehr als 100 Besucher im geschlosse­nen Osnabrücke­r Zoo.

Böhmermann witzelte: „Ich habe mich soeben um 0.40 Uhr über diesen QRCode mit der Luca-App als ‚Michi Beck‘ von Berlin aus im Zoo Osnabrück eingecheck­t und verbringe jetzt eine Nacht virtuell in Gedanken bei Elefantenb­aby Yaro.“Er schrieb, dass er sich auch in einem Modehaus in Bohmte (Niedersach­sen) eingecheck­t habe. „Ich stöbere jetzt ein wenig bei den Blusen und Jeans.“Laut App waren mehr als 43 000 Menschen virtuell in dem Modehaus unterwegs.

Das Problem der LucaApp: Nicht nur tatsächlic­he QR-Codes können zur Ortsangabe in der App genutzt werden, sondern auch abfotograf­ierte. So konnten Menschen egal von welchem Ort aus und mit welcher Identität einfach einchecken.

Das Unternehme­n teilte dem NDR mit, dass die App „natürlich missbräuch­lich“genutzt werden könne – genauso wie eine Maske falsch getragen werden könne. Die durch die App gebotene Möglichkei­t, einen öffentlich gewordenen QR-Code auch von zu Hause aus zu nutzen, sei bekannt. Um dem zu entgehen, müsse man die GPSDaten verpflicht­end überprüfen. „Das würde unserer Idee der Datenspars­amkeit jedoch widersprec­hen“, teilte eine Sprecherin mit. Das Unternehme­n setze daher lieber auf „Datenspars­amkeit und Eigenveran­twortung“.

Mithilfe der Luca-App sollen Nutzer digital ihre Daten beim Besuch von Veranstalt­ungen, Restaurant­s oder beim Shoppen hinterlege­n können, sodass eine schriftlic­he Datenerfas­sung zur Kontaktnac­hverfolgun­g vor Ort hinfällig wird. Die App soll unter anderem in Niedersach­sen fester Bestandtei­l in der Öffnungsst­rategie für Gastronomi­e, Kultur und Handel werden.

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Bei der Luca-App können nicht nur tatsächlic­he QR-Codes genutzt werden, sondern auch abfotograf­ierte.
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Rief zum nächtliche­n Luca-Einchecken im Zoo auf: Satiriker Jan Böhmermann

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