ImpfvordrängelBürgermeister suspendiert
(64) genehmigte sich verfrühte Corona-Impfung – nicht der einzige Fehltritt
HALLE – Klare Kommunikation scheint nicht sein Steckenpferd zu sein: Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) sorgte zunächst mit Äußerungen über einen angeblichen Superspreader in einer örtlichen Klinik für falsche Aufregung, dann verstrickte er sich in Widersprüche bezüglich seiner verfrühten Corona-Impfung. Letzteres fällt ihm nun auf die Füße: Wiegand ist vom Dienst suspendiert.
Der Stadtrat von Halle hat in einer Sondersitzung Oberbürgermeister Bernd Wiegand (64) vom Dienst suspendiert. Grund sei die vorzeitige Impfung Wiegands gegen das Coronavirus im Januar und die damit einhergehende Störung des Vertrauensverhältnisses, hieß es. Die Stadtratsvorsitzende Katja Müller (Linke) teilte mit, dass eine deutliche Mehrheit von 34 der anwesenden 48 Stadträte für die Suspendierung stimmte. Das gestörte Vertrauensverhältnis zwischen Stadtrat und Bürgermeister resultiere aus der Kommunikation rund um die vorzeitige Impfung, so Müller. Nach Ansicht Stadtrates hat vor dem Gremium gen. Er habe sich dersprüche verstrickt, es um Umstände der Impfung ging.
Der Oberbürgermeister hat die Vorwürfe ihn zurückgewiesen. Der Impfstoff sei gewesen, wäre ansonsten im Müll gelandet. Unterdessen ermittelt die Staatsanwaltschaft Halle gegen Wiegand wegen veruntreuender Unterschlagung von Impfdosen, ein Disziplinarverfahren läuft wegen der Impfaffäre gegen ihn.
Vor einer Woche sorgte Wiegand bereits mit einer Superspreader-Geschichte für Aufsehen: Der Ärztliche Direktor einer Klinik habe ihm von einer Person berichtet, die beide Impfungen erhalten habe und völlig symptomfrei in die Klinik gekommen sei. Ein Schnelltest sei ebenfalls negativ gewesen, ein PCR-Test habe dann eine hohe Virenlast gezeigt. Wiegand resümierte, dass „die Person womöglich völlig unwissentlich zu einem Superspreader geworden ist“. Das sei „eine völlig neue Situation, die wir hier in Halle feststellen müssen“. Offenbar ist wenig dran an der Geschichte: Wie der Pressesprecher der Klinik gegenüber der MOPO verdeutlichte, sei nicht erwiesen, ob die Person jemanden angesteckt habe. Ob ein Geimpfter grundsätzlich andere anstecken könne, sei derzeit noch unklar.