So dürfen die Towers sogar vom Titel träumen
Hamburgs Basketballer gewinnen beim Meister.
Niemand hatte vor der Saison damit gerechnet, nicht nach jenem ersten Seuchenjahr in der Liga: letzter Platz, Rettung wegen Corona. Und nun, im zweiten Jahr? Sicherer PlayoffPlatz, erneut den Meister aus Berlin geschlagen (75:68), acht Siege in Serie – klauen die Hamburg Towers jetzt auch den Titel?
Klauen ist das passende Stichwort: Kein Team der Bundesliga nimmt den Gegnern so oft den Ball weg wie die Türme aus Wilhelmsburg – knapp zehnmal pro Partie. Kein anderes Team definiert sein Spiel so sehr über die Defensive wie die Towers. „Das ist unsere Identität“, sagt Kameron Taylor.
Der US-Boy war der Matchwinner im Rückspiel bei Alba Berlin. Mehrere Dreier versenkte der 26-Jährige, der vor nicht allzu langer Zeit noch in der Dritten Liga zockte. Einen Dreier sogar mit Foul – das Vier-Punkte-Spiel besiegelte den Sieg. Neben 23 Zählern holte er dazu noch acht Steals – Saison-Rekord. bei
Die Defensive ist und bleibt der antreibende Motor der Hamburger. Selbst Topteams wie Alba bringen sie mit ihrer unermüdlichen Abwehrarbeit wiederholt zur Verzweiflung – die Hauptstädter hatten schon im zweiten Viertel zehn Turnover auf dem Konto, am Ende waren es 21! „Wir sind alle angefressen“, sagte ein sichtlich enttäuschter Alba-Kapitän Niels Giffey, dem auch keine Erklärung für die zweite Pleite gegen die Türme innerhalb von 18 Tagen einfiel. „Wir haben uns das anders vorgestellt. Es war nicht unser Rhythmus.“
Der nächste Knackpunkt: Rhythmus. Ob gegen Meister Alba, Ex-Meister Bayern oder Ex-Ex-Meister Bamberg – die Towers schaffen es, ihren Gegnern das Tempo aufzudrücken, das ihnen am
besten passt. Dribbelten sie am Anfang der Saison noch hinterher, haben sie sich der gegnerischen Geschwindigkeit angepasst, geben nun sogar den
Takt vor
– auch in entscheidenden Momenten kurz vor Spielende. In dieser Verfassung, da dürften sich alle BundesligaTrainer einig sein, will kein Team gegen die Towers in den Playoffs antreten müssen. In dieser Form ist alles möglich.
„Dieser Sieg bedeutet uns sehr viel“, resümierte Justus Hollatz, der zehn Zähler auflegte – und das Grinsen nicht wegbekam. „Nicht viele haben damit gerechnet, dass wir Alba in Topbesetzung schlagen. Wir sind sehr stolz darauf. Da fällt es schwer, das Lächeln zu verstecken.“
Schon Mittwoch können sich die Towers weiter beweisen: Dann kommt Oldenburg in den Inselpark – ein möglicher Playoff-Gegner.