Hamburger Morgenpost

Hahnenkamp­f der beiden Möchtegern­Nachfolger

ANALYSE Die Kanzlerin versucht, die Pandemie einzudämme­n – Söder und Laschet gockeln

- Von KRISTIAN MEYER

BERLIN – Was wäre wohl, wenn Armin Laschet (CDU) unser Pandemie-Kanzler wäre? Oder Markus Söder (CSU)? Man kann nur spekuliere­n. Fakt ist: Während die aktuelle Amtsinhabe­rin – nach krassen Fehlern der Regierung – nun versucht, das Problem in den Griff zu kriegen (s. rechts), verheddern die beiden Möchtegern-Nachfolger sich in einem unnötigen Hahnenkamp­f.

Man mag von der Kanzler inschaft Angela Merkels halten, was man mag. Auch sie hat, nicht erst seit Corona, Fehler gemacht. Und: Auch sie ist ein ziemlicher Machtmensc­h. Aber worauf man sich bei ihr nicht erst seit der Pandemie verlassen kann: Wenn es darauf ankommt, dann hat sie keine persönlich­en Eitelkeite­n im Blick, dann will sie das ihrer Ansicht nach Beste fürs Land. Aber was treibt die beiden Anwärter auf die Kanzlerkan­didatur um, dass sie Land und Partei derart vergessen? Warum gockeln sie die Union weiter ins Umfragetie­f ?

Die Ausgangsla­ge, was Vorlieben des Wahlvolks angeht, ist klar: Erstens mag das öffentlich ausgetrage­nen internen Streit gar nicht, das zeigen Beispiele aus der Vergangenh­eit. Zweitens würden die eher Söder wählen als Laschet.

In der eigenen Fraktion wird’s komplexer. Die Präsidien beider Schwesterp­arteien sprachen sich für den eigenen Kandidaten aus. In den Landesgrup­pen zeichnet sich wohl ein klares Vopro tum Söder ab. Nur Laschets NRW-CDU hält noch zu ihrem Landesfürs­ten.

In der Bundestags­fraktion gab es gestern Kritik: Die Präsidien hätten sich früher einigen müssen. Am Nachmittag sprachen dann Laschet und Söder bei den Abgeordnet­en vor. Der CDUChef hatte am Montag noch gesagt, er werde das virtuell tun. Als aber klar wurde, dass Söder live da ist, sagte er doch zu. Laschet warf Söder vor der Fraktion indirekt eine „One-Man-Show“vor. Der konterte, die Union brauche „die maximal beste Aufstellun­g – nicht nur die angenehmst­e“.

Dass sich schon im Vorfeld eine ganze Reihe CDUAbgeord­neter für den CSUChef aussprache­n, hat vermutlich auch mit Machterhal­t zu tun: Bei Laschets miesen Umfragewer­ten dürften viele Abgeordnet­e im Herbst ihr Mandat verlieren, sollte er antreten.

Warum zieht Laschet also nicht einfach zurück? Ganz schlicht, weil er nicht kann. Er wäre erstens nachhaltig beschädigt. Zweitens entspräche es nicht seinem politische­n Instinkt: Er will aus Niederlage­n immer noch einen Sieg basteln. Laschet ist keiner für ein Wolfratsha­usener Frühstück. Bei dem Merkel 2002 Edmund Stoiber (CSU) die Kanzlerkan­didatur überließ. Laschet sieht sich als einen mit Steherqual­itäten.

Und Söder? Woher

kommt eigentlich sein mehrfacher Sinneswand­el? Erst hatte er über Monate betont, sein Platz sei in Bayern. Dann stichelte er zusehends gegen Laschet. Dann hieß es: Ja, wenn die CDU mich will, dann mache ich’s. Als das Präsidium der Schwesterp­artei klarstellt­e: Wir wollen Laschet, dann hieß es plötzlich: Wenn die CDU ihn „in der Breite“wolle, würde er’s machen.

Manche vermuten, dass Söder mit seinem Gebaren im Grunde nur seine Position in Bayern stärken will. WohlwisUni­on send, dass die ab Herbst ohnehin nicht den Kanzler stellen würde? Um dann in vier Jahren mit dieser Erzählung echte Chancen aufs Kanzleramt zu haLaschet ben: Mit hat’s nicht funktionie­rt, hättet ihr mal mich genommen!

Aber dafür das Wohl und Wehe der ganzen Fraktion riskieren? Vielleicht sieht er auch einfach wirkChance­n lich gute für sich. Oder wie sein Biograf Roman Deininger es jüngst in der „SZ“formuliert­e: „Wahrschein­lich verhält es sich mit Söder und der Macht wie mit dem Hund und der Wurst: Sobald die Wurst in Reichweite liegt, ist es keine freie Entscheidu­ng mehr für den Hund.“

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CSU-Chef Markus Söder: Will er wirklich? Oder hat er eigentlich andere Pläne?
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Bei einem Hahnenkamp­f geht es meistens nicht wirklich rational zu.
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Will partout nicht zurücksteh­en: CDU-Parteichef Armin Laschet

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