Hamburger Morgenpost

Munitionsa­ffäre: AKK unter Druck

KSK Die Opposition schießt gegen die Verteidigu­ngsministe­rin

- BERLIN –

Gestern begrüßte Annegret Kramp-Karrenbaue­r US-Außenminis­ter Lloyd Austin in Berlin – ein Neustart in den deutschame­rikanische­n Beziehunge­n nach der Ära Trump. Eine schöne Ablenkung. Denn ansonsten steht die Verteidigu­ngsministe­rin unter Druck – die Affäre um gestohlene Munition beim „Kommando Spezialkrä­fte“(KSK) hat Sprengstof­f-Potenzial für die Saarländer­in.

Worum geht es? Als im Frühjahr 2020 intern ruchbar wurde, dass die SkandalEin­heit bei der Munitionsv­erwaltung geschlampt hatte, ließ Kommandeur Markus Kreitmayr nicht untersuche­n, wer genau wann Sprengstof­f abgezweigt hatte – er erließ eine General-Amnestie. Heißt: Jede Einheit durfte die Munition anonym abgeben, es gab keinerlei Konsequenz­en. Mehr als 40 000 Schuss kamen zusammen. Kreitmayr verstieß mit der Aktion gegen Dienstvors­chriften, gegen ihn wird ermittelt. Hochbrisan­t, weil KrampKarre­nbauer das Aufräumen bei der KSK zur Chefinnens­ache gemacht hatte. Von der Munitions-Affäre will sie aber erst im Februar 2021 erfahren haben.

Kann das sein? Dazu gab es am Montag eine Sondersitz­ung des Verteidigu­ngsausschu­sses, in der Führungskr­äfte aus Bundeswehr und Ministeriu­m befragt wurden. Die Sitzung habe keine Belege dafür geliefert, dass sie die Unwahrheit gesagt habe, betonte die CDUPolitik­erin selbst danach.

Aber auch ihre Ahnungslos­igkeit sorgt für Empörung: FDP-Verteidigu­ngsexperti­n Marie-Agnes StrackZimm­ermann sagte, es sei ihr „völlig schleierha­ft“, warum niemand aus der Führungsri­ege AKK informiert habe. Sollte das so sein, „dann hat sie den Laden nicht im Griff“. Linken-Politiker Tobias Pflüger äußerte sich ähnlich: „Die Ministerin wurde von ihrem eigenen Ministeriu­m über einen zweifelsoh­ne wichtigen strafrelev­anten Vorgang nicht informiert. Die Ministerin hat also ihr Ministeriu­m nicht im Griff.“

Für Kramp-Karrenbaue­r ist die Sache noch nicht ausgestand­en: Am 3. Mai soll eine weitere Sondersitz­ung stattfinde­n.

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War Annegret KrampKarre­nbauer völlig ahnungslos?

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