Hamburgs Datenschützer legt sich mit Facebook an
Johannes Caspar will verhindern, dass WhatsApp Kundendaten an den Mutterkonzern weitergibt
Der Hamburger Datenschützer Johannes Caspar will der Nutzung von WhatsApp-Daten bei der Konzernmutter Facebook kurz vor einer umstrittenen Regeländerung einen Riegel vorschieben. Caspar eröffnete ein Verfahren, das auf eine sofort vollziehbare Anordnung zielt. Er verwies auf die in rund einem Monat anstehende Einführung neuer Datenschutz-Regeln bei dem Chatdienst.
„Die WhatsApp-Bestimmungen enthalten umfangreiche Passagen, mit denen sich der Dienst das Recht einräumt, Daten der Nutzer mit anderen Facebook-Unternehmen zu teilen“, betonte Caspar. Auch Facebooks Datenschutzrichtlinie sehe eine allgemeine unternehmensübergreifende Nutzung von Daten verbundener Unternehmen vor. Er befürchte, dass mit den neuen Bestimmungen zusätzliche Möglichkeiten zum Datenaustausch für Marketingzwecke und Direktwerbung geschaffen würden.
WhatsApp betont stets, dass keine erweiterte Datenweitergabe an Facebook vorgesehen sei. Bei den Änderungen gehe es vor allem darum, bessere Möglichkeiten für Kommunikation mit Unternehmen zu schaffen. An der sogenannten Ende-zu
Ende-Verschlüsselung, mit der Chat-Inhalte nur für die teilnehmenden Nutzer im Klartext sichtbar sind, werde nicht gerüttelt. Man werde
Caspars Unterlagen prüfen und „Missverständnisse“rund um das Update ansprechen, sagte ein WhatsAppSprecher.
Für Facebook ist in der EU generell die irische Datenschutz-Behörde am Sitz der europäischen Tochterfirma zuständig. In Hamburg gibt es aber eine deutsche Niederlassung. Caspar kann daher „unter außergewöhnlichen Umständen“– die er hier gegeben sieht – ein Verfahren auch gegen Facebook in Irland eröffnen, „um die Rechte und Freiheiten deutscher Nutzer zu schützen“. Die Maßnahmen wären zunächst auf drei Monate begrenzt.