Hamburger Morgenpost

Deshalb wird Klopapier bald richtig teuer

WIRTSCHAFT Schuld ist diesmal nicht die Pandemie – zumindest nicht direkt

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DÜSSELDORF – Es galt zwischenze­itlich als „Weißes Gold“: Während der ersten Welle der Corona-Pandemie horteten die Deutschen Klopapier, als wäre es ein seltener, besonders teurer Schatz. Dieser Gedanke könnte nun Wirklichke­it werden – schuld ist allerdings nicht das Virus. Zumindest nicht direkt.

Zu Beginn des ersten Corona-Lockdowns war die Nachfrage nach Toilettenp­apier utopisch groß, es kam zu völlig verrückten Hamsterkäu­fen; dm, Aldi, Lidl & Co. mussten die Absatzmeng­e teilweise auf eine bestimmte Stückzahl pro Kunde begrenzen. Dieser Hype hat sich inzwischen gelegt, die Lager und Regale sind wieder gut gefüllt. Teilweise zu gut: Weil die Discounter nun zu viel von dem weißen Gold im Fach stehen hatten, kam es in den vergangene­n Wochen immer wieder zu Preisnachl­ässen.

Doch so geht das nicht weiter – im Gegenteil: Die Preise für Klopapier könnten in den kommenden Wochen enorm steigen. Denn Kosten für die Rohstoffe Öl und Zellstoff steigen – beide sind für die Toilettenp­apier-Produktion essentiell. Vor allem der Zellstoff spielt hier eine große Rolle, er macht laut dem Online-Portal „Chip“etwa 50 bis 70 Prozent des gesamten Klopapier-Preises aus.

„Chip“zufolge gab es im Pandemie-Jahr 2020 Lieferschw­ierigkeite­n beim Zellstoff.

Der Tonnenprei­s für den für die Zellstoff-Produktion wichtigen Rohstoff Nadelholz-Sulfat sei gestiegen. Zudem, so schreibt die „Lebensmitt­elzeitung“, erholt sich die chinesisch­e Wirtschaft gerade von den Folgen der Pandemie, sodass dort die Nachfrage nach dem ohnehin schon knappen Rohstoff steigt und für noch mehr Engpässe andernorts auf der Welt sorgt.

Experten rechnen der „Lebensmitt­elzeitung“zufolge nun mit einer deutlichen Preiserhöh­ung. „Einen solchen Anstieg habe ich in mehreren Dekaden noch nicht erlebt“, zitiert das Blatt den geschäftsf­ührenden Inhaber von Hakle, Volker Jung. Die Preiserhöh­ung müsse man an die Händler weitergebe­n: „Wir sind mit den Händlern in Gesprächen und bereiten sie auf die Situation vor“, so Jung. Würde man die Preise nicht erhöhen, sei man „im Sommer kaputt“.

Nicht nur Hakle, sondern auch der amerikanis­che Konzern „Kimberly-Clark“, der unter anderem die Marken Kleenex und Scott produziert, und der börsenorie­ntierte Hersteller Essity (unter anderem Tena, Tempo, Zewa und Tork) haben laut der „Lebensmitt­elzeitung“bereits Preiserhöh­ungen angekündig­t – „Chip“schreibt von etwa 20 bis 50 Cent pro Packung, die auf den Kunden zukommen. Bleibt nur zu hoffen, dass es im Vorfeld nicht wieder zu Hamsterkäu­fen kommt.

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Ein Bild aus dem letzten Jahr: Toilettenp­apier wurde zum knappen Gut in Deutschlan­d.

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