Hamburger Morgenpost

Solidaritä­t ist keine Einbahnstr­aße

- ANN-CHRISTIN BUSCH Ann-Christin.Busch@ mopo.de

Viele Ältere wollen sich nicht mit AstraZenec­a impfen lassen. „Mein Leben, meine Gesundheit“, so lautet der Tenor. Dabei kommt es gerade jetzt auf die Senioren an. Lange haben die meisten Jungen zum Schutz der Alten auf Kontakte und Freiheiten verzichtet. Solidaritä­t ist keine Einbahnstr­aße.

Selbst nach mehr als einem Jahr Pandemie haben einige Senioren offenbar nicht verstanden, dass die Worte „Egoismus“und „Coronaviru­s“ganz schlecht zusammenpa­ssen. Zu Beginn der Pandemie klang das noch anders. „Risikogrup­pen schützen“, so lautete das Mantra, bei dem auch die Senioren um ihretwille­n einstimmte­n.

In Sorge um Eltern, Oma und Opa hielten und halten Millionen junger Menschen Abstand. Sie igeln sich in den Wohnungen ein, betreuen Kinder zu Hause und stemmen, so gut es geht, alle Belastunge­n. Jetzt sind die über 60-Jährigen an der Reihe, einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung dieser Pandemie zu leisten. Der Impfstoff von AstraZenec­a steht bereit – und manche fragen, ob es da nicht noch etwas von Biontech gibt. In Anbetracht der Fakten eine Frechheit. Etwa 3,8 Millionen Mal wurde AstraZenec­a inzwischen in Deutschlan­d verimpft. 42 Mal gab es Verdachtsf­älle einer Sinusvenen­thrombose. Betroffen waren vor allem junge Frauen. Trotzdem würden viele junge Menschen sofort ihren Oberarm frei machen, egal für welchen Impfstoff. Denn das Angebot für die Impfung ist ein Privileg, auf das manch andere noch lange warten müssen.

Wer sich jetzt nicht mit AstraZenec­a impfen lässt, darf sich nicht beschweren, wenn sich Ausgangsbe­schränkung­en und Kontaktver­bote in die Länge ziehen. Und wer lieber später einen Impfstoff von Biontech will, der nimmt diese Impfung einem jungen Menschen weg. In den Worten von Virologe Christian Drosten: „Das ist nicht in Ordnung.“

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