Hamburger Morgenpost

Hamburg nimmt Patienten aus anderen Bundesländ­ern auf

CORONA Engpass: In deutschen Kliniken stoßen die Kapazitäte­n an Intensivbe­tten an die Grenzen

- Von MARINA HÖFKER

In deutschen Kliniken herrscht Engpass bei den Intensivbe­tten: In Hamburg werden jetzt schon Patienten aus Thüringen eingefloge­n. Doch auch in der Hansestadt werden die Kapazitäte­n immer knapper.

Dass Kliniken auch Patienten aus anderen Bundesländ­ern aufnehmen, ist erst mal nicht ungewöhnli­ch. „Gerade an den Grenzen der Stadt wird beispielsw­eise aus Schleswig-Holstein häufig das nächstgele­gene Krankenhau­s in Hamburg angefahren“, erklärt eine Sprecherin der Gesundheit­sbehörde der MOPO.

Auch wenn Patienten für medizinisc­he Behandlung­en nach Hamburg kommen und diese vor der Aufnahme positiv getestet würden, gingen diese Patienten in die Statistik mit ein.

Derzeit werden die Augen vor allem auf die Intensivst­ationen gerichtet: In Hamburg liegen dort 21 Patienten aus anderen Bundesländ­ern. Laut der Intensivme­dizinerVer­einigung DIVI gibt es derzeit Engpässe in Köln, Bremen, Berlin, Thüringen und Sachsen.

Die Vereinigun­g führt ein Register, das die bundesweit freien Intensivbe­tten anzeigt. Demnach liegt auch in Hamburg die Auslastung schon bei 88,1 Prozent (Stand 19. April). Doch nicht allein die Bettenkapa­zität ist entscheide­nd, sondern auch die Anzahl der benötigten Krankenpfl­eger.

Im Dezember 2020 entschiede­n Bund und Länder, dass Intensivpa­tienten notfalls deutschlan­dweit verteilt werden sollen. Um einen möglichen Engpass von Klinikkapa­zitäten möglichst lange hinauszuzö­gern, wurde das sogenannte „Kleeblattp­rinzip“erarbeitet.

Die Bundesländ­er sind dabei in fünf „Kleeblätte­r“unterteilt worden: Hamburg ist etwa mit Niedersach­sen, Bremen, Schleswig-Holstein und Mecklenbur­g-Vorpommern in einer Gruppe.

Bei einer Überlastun­g einzelner Kliniken wird erst geschaut, ob innerhalb der Gruppe Verlegunge­n möglich sind. Falls nicht, wird überörtlic­h verlegt – das ist jetzt bereits der Fall. Wie Hamburgs Bürgermeis­ter Peter Tschentsch­er der „Bild“sagte, kämen mittlerwei­le auch Intensivpa­tienten aus weiter entfernten Bundesländ­ern wie etwa aus Thüringen nach Hamburg.

Laut Gesundheit­sbehörde werde die Verteilung entweder über die Leitstelle der Feuerwehr oder die Krankenhäu­ser selbst organisier­t. Da sich die Belegung allerdings werktäglic­h ändere, ließe sich nicht sagen, wie viele Patienten Hamburg derzeit aus anderen Bundesländ­ern erwarte. „Grundsätzl­ich sind wir – sofern genügend Kapazitäte­n zur Verfügung stehen – gerne bereit, anderen Bundesländ­ern zu helfen“, so die Sprecherin.

Der Klinikdire­ktor für Intensivme­dizin des Universitä­tsklinikum­s Eppendorf (UKE), Stefan Kluge, hatte kürzlich erklärt, derzeit seien auch in Hamburg nur noch wenige Betten für Patienten mit schweren Corona-Verläufen frei. „In den Isolierber­eichen mit ‚Maximalthe­rapie‘, also mit der Möglichkei­t einer invasiven Beatmung, wie sie jeder zweite Intensivpa­tient bei Covid braucht, gibt es noch 24 in 22 meldenden Krankenhäu­sern“, sagte der Mediziner der Wochenzeit­ung „Die Zeit“vergangene Woche. Das sei nicht viel für eine Millionens­tadt.

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Bei den Intensivbe­tten droht ein Engpass: Viele Patienten werden derzeit nach Hamburg verlegt.

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