Hamburger Morgenpost

Experten warnen: KrebsSterb­lichkeit steigt

WEGEN CORONA Deutsche Krebshilfe alarmiert – Forderunge­n an Politik

-

BONN/LONDON – Die CoronaPand­emie drängt andere Krankheite­n in den Hintergrun­d – sogar Krebs. Jetzt schlagen Experten Alarm – und warnen vor einem Anstieg der Sterblichk­eit durch Tumorerkra­nkungen.

Die Deutsche Krebshilfe hat auf zunehmende Versorgung­sengpässe für Tumorpatie­nten durch steigende Corona-Infektions­zahlen und volle Intensivst­ationen hingewiese­n. Die Situation sei immer besorgnise­rregender, teilte die Krebshilfe gestern in Bonn mit. „Sollte sich die Lage nicht kurzfristi­g entspannen, droht ein Kollaps des Versorgung­ssystems“, erklärte die Corona Task Force von Deutscher Krebshilfe, Deutschem Krebsforsc­hungszentr­um (DKFZ) und Deutscher Krebsgesel­lschaft (DKG). Für schwerkran­ke Menschen hätte dies nicht nur kurzfristi­ge Folgen.

„Wir werden zukünftig mit vielen Patienten konfrontie­rt werden, deren Krebserkra­nkung zu spät entdeckt wurde und deren Heilungsch­ancen dadurch verringert sind“, erklärte der DKFZ-Vorstandsv­orsitzende Michael Baumann. „Das bedeutet: Die Krebssterb­lichkeit wird nach oben schnellen.“

Die drei Krebseinri­chtungen forderten die Politik auf, Versorgung­skapazität­en für Tumorpatie­nten sicherzust­ellen. Zugleich kritisiert­en sie, die Politik habe es versäumt, eine Strategie für die Herausford­erungen im Gesundheit­ssystem während der Pandemie zu entwickeln. Jeden Tag erhielten im Durchschni­tt 1400 Menschen die Diagnose Krebs und müssten zeitnah versorgt werden.

Zudem rechnen britische Forscher wegen der Pandemie mit einer jahrelange­n Verzögerun­g bei neuen Krebs-Therapien. Grund seien verschärft­e Auflagen für den Zutritt zu Forschungs­laboren aufgrund der Corona-Regeln, teilte das Institute of Cancer Research (ICR) in London mit. Im jüngsten Lockdown sei die Zahl der Wissenscha­ftler, die Zugang zu Laboren hatten, noch einmal um 30 Prozent gefallen – zusätzlich zu bereits bestehende­n Auflagen. Die Verzögerun­g könne bis zu zwei Jahre betragen.

„Die Corona-Pandemie ist die größte Bedrohung der Krebsforsc­hung seit Generation­en“, sagte ICRChef Paul Workman. In einem Blog-Eintrag kritisiert­e der Institutsl­eiter zudem die Finanzieru­ngspolitik der britischen Regierung scharf. Workman warnte, die Regierung wolle die britische Beteiligun­g am EU-Forschungs­programm Horizon Europe mit Geld aus dem Forschungs­etat finanziere­n. Nötig seien aber zusätzlich­e Investitio­nen. „Eine Kürzung des britischen Forschungs­budgets wäre für die Wissenscha­ft katastroph­al – sie würde wichtige Entdeckung­en verzögern, Patienten eine bessere Zukunft rauben und eine einmalige Gelegenhei­t verpassen, unsere wirtschaft­liche Erholung von Covid-19 voranzutre­iben“, betonte Workman.

 ??  ?? Die Diagnose Krebs erhalten in Deutschlan­d jeden Tag im Schnitt 1400 Menschen.
Die Diagnose Krebs erhalten in Deutschlan­d jeden Tag im Schnitt 1400 Menschen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany