Geplante Mega-Party sorgt für heftige Kritik
10 000 Menschen sollen feiern – in der Nähe eines überlasteten Krankenhauses
AMSTERDAM – Eine Party mit 10 000 Besuchern, mitten in der Corona-Pandemie? Was klingt wie ein schlechter Scherz, will ein Radiosender in den Niederlanden wirklich durchziehen – und hat dafür sogar die Erlaubnis der Regierung bekommen. Doch jetzt gibt es heftige Kritik an der Test-Veranstaltung.
Der populäre Radiosender Radio 538 hat die Erlaubnis bekommen, im Rahmen einer wissenschaftlichen Testreihe im Zentrum der südniederländischen Stadt Breda am Samstag eine Party zu organisieren. Insgesamt 10 000 Besucher sollen bei dem „538 Oranjedag“zugelassen werden. Ärzte, Pflegepersonal, Gastwirte, Wissenschaftler sind empört – und fordern jetzt ein Verbot der Veranstaltung. Eine von Ärzten und Pflegepersonal gestartete Petition wurde bis gestern von mehr als 350 000 Menschen unterzeichnet. Die Party gehört zu den sogenannten Fieldlab-Veranstaltungen im Auftrag der niederländischen Regierung. Dabei wird untersucht, wie trotz der Corona-Pandemie Veranstaltungen möglich sind. Bisher gab es eine Konferenz, eine Theatervorstellung, ein Fußballspiel und ein Popkonzert. Besucher müssen ein negatives TestErgebnis vorweisen und ihr Verhalten wird während der Veranstaltung technisch nachverfolgt. In Spanien hatte es Ende März einen ähnlichen Versuch gegeben: Hier war die Indiepop-Band „Love of Lesbian“vor 5000 negativ getesteten Zuschauern aufgetreten.
Ärzte eines nahe gelegenen
Krankenhauses in Breda sind empört: „Ein Fest zu feiern mit 10 000 Leuten, 400 Meter entfernt von einem durch Covid schwer überlasteten Krankenhaus, ist ein Schlag ins Gesicht von Patienten und Pflegepersonal.“Auch Forscher schlossen sich der Kritik an, der wissenschaftliche Nutzen des Experimentes sei unklar. Politiker befürchten, dass die Tausenden Besucher nicht zu kontrollieren seien. Das Stadtparlament will jetzt noch mal beraten, ob die Party wirklich stattfinden darf.
Die Niederlande befinden sich seit Dezember in einem strengen Lockdown. Doch bleibt die Zahl der Neuinfektionen hoch, Krankenhäuser und Intensivstationen sind überlastet. Zurzeit liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei knapp 300.