Hamburger Morgenpost

21109 Corona

LinkenAnfr­age: Arme landen eher auf Covid-Stationen

- STEPHANIE LAMPRECHT stephanie.lamprecht@mopo.de

Die Postleitza­hlen bringen es ans Licht: Arme haben in Hamburg ein vielfach höheres Risiko, mit einem schweren Covid-Verlauf im Krankenhau­s zu landen und auch dort zu sterben. Das geht aus einer Senatsanfr­age der Linken zu den Wohnorten von Patienten und im Krankenhau­s Verstorben­er hervor. Ergebnis: Der arme Osten ist viel stärker betroffen als der reiche Westen der Stadt.

Die höchste Sterblichk­eit weisen demnach die Bereiche der Postleitza­hl 22111 auf (Teile Billstedts, Hamm und Horn): 44 Bewohner sind hier zwischen 15. November 2020 und 15. April 2021 in Krankenhäu­sern an Covid-19 verstorben. Statistisc­h einer von 686 Einwohnern oder 1,5 Promille – das übersteigt den Hamburger Schnitt (0,4 Promille) um mehr als das Dreifache.

Auchwennma­ndieCovid-Fälle betrachtet, die in Krankenhäu­sern behandelt werden müssen, sind die Bewohner der ärmeren Stadtteile deutlich überrepräs­entiert – also die Quartiere, in denen die Menschen in kleinen Wohnungen leben, eher U-Bahn statt das eigene Auto nutzen und ihre Jobs nicht einfach ins Homeoffice verlegenkö­nnen. 115 Männer und Frauen aus dem Bereich der PLZ 21109 (umfasst Teile Wilhelmsbu­rgs und der Veddel) mussten stationär aufgenomme­n werden. Betrachtet man die Elbinseln ingesamt, sind es fast 300 schwer Erkrankte binnen einem halben Jahr. Auf die Einwohnerz­ahl dieser Stadtteile herunterge­rechnet heißt das: Einer von 228 Einwohnern landete mit Covid-19 im Krankenhau­s, oder 4,4 Promille.

In ganz Hamburg kamen seit November 3671 Covid-Erkrankte in Krankenhäu­ser, das entspricht 1,9 Promille. Wilhelmsbu­rger, Billstedte­r und Veddeler haben also eine mehr als doppelt so hohe Wahrschein­lichkeit, in einem Krankenhau­sbett

zu landen, als der Durchschni­ttshamburg­er. Glück hat, wer eine Adresse mit der Postleitza­hl 20253 hat, die etwa das Generalsvi­ertel und Straßen am Isebekkana­l umfasst. Hier ist die statistisc­he Wahrschein­lichkeit, mit Covid ins Krankenhau­s zu müssen, sehr gering: Von mehr als 16.000 Einwohnern landeten in sechs Monaten nur sieben auf einer Covid-Station, das ist einer von 2347 Einwohnern – zehnmal weniger als in Billstedt. Deniz Celik von der Linken-Fraktion zur MOPO: „Wir brauchen eine Impfoffens­ive, bei der wir Stadtteile mit besonders hohen Infektions­raten priorisier­en.“Eine interaktiv­e Karte zu den einzelnen Postleitza­hlen finden Sie auf mopo.de.

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Eine Corona-Patient wird auf einer Intensivst­ation behandelt.
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Die Karte zeigt die Zahl der Coronabedi­ngten Krankenhau­s-Einweisung­en zwischen 15. November 2020 und 15. April 2021. Die weißen Flecken umfassen Gebiete mit zu geringer Datenlage.

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